Welche Aufgaben hat ein Oberarzt?

Ein Oberarzt ist ein Arzt einer beliebigen Fachrichtung, der neben seiner ärztlichen Tätigkeit weitere Aufgaben wahrnimmt. Neben der Versorgung von Patienten übernimmt er eine Führungsrolle, die jener eines Abteilungsleiters gleichkommt. Er kann er den Stationsbetrieb eines Krankenhauses aktiv mitgestalten und übernimmt Personalführung für andere Ärzte.

Oberarzt-Gehalt in der Ausbildung

Es gibt keine separate bzw. spezielle Institution, die Oberärzte ausbildet, sondern bestimmte Kriterien, die erfüllt sein müssen.

Nach einem Medizinstudium folgen die Approbation und 4 – 6 Jahre als Arzt in Weiterbildung, bis eine Facharztausbildung erfolgreich abgeschlossen wurde. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Facharzt kann eine Bewerbung als Oberarzt ins Auge gefasst werden.

Während der Facharztausbildung, in der man die Bezeichnung Assistenzarzt oder Arzt in Weiterbildung trägt, können Ärzte mit einem Gehalt von 4.770 € brutto bis 6.195 € brutto rechnen.

Informationen zu Gehältern in unterschiedlichen Einrichtungen für alle sechs Tarifstufen können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden, die jeweils über die entsprechenden Brutto- und Nettoentgelte informiert.

Jahr Brutto/Netto Kommunale Krankenhäuser

TV-Ärzte/VKA

(10/2021 – 12/2022)

Universitäts-kliniken

TV-Ärzte TdL

(10/2021 – 06/2022)

Kirchliche Einrichtungen

AVR

(seit 01/2021

Asklepios

(07/2022 – 12/2022)

Jahr 1 Brutto EUR 4.852 EUR 4.939 EUR 4.770 EUR 4.930
Netto EUR 2.877 EUR 2.909 EUR 2.940 EUR 3024
Jahr 2 Brutto EUR 5.127 EUR 5.219 EUR 5.040 EUR 5.215
Netto EUR 3.014 EUR 3.047 EUR 3.084 EUR 3.179
Jahr 3 Brutto EUR 5.324 EUR 5.419 EUR 5.233 EUR 5.420
Netto EUR 3.110 EUR 3.144 EUR 3189 EUR 3.288
Jahr 4 Brutto EUR 5.664 EUR 5.765 EUR 5.568 EUR 5.745
Netto EUR 3.273 EUR 3.307 EUR 3.366 EUR 3.458
Jahr 5 Brutto EUR 6.070 EUR 6.178 EUR 5.967 EUR 6.160
Netto EUR 3.460 EUR 3.496 EUR 3.572 EUR 3.670
Jahr 6 Brutto EUR 6.237 EUR 6.340 EUR 6.195 EUR 6.320
Netto EUR 3.534 EUR 3.562 EUR 3.688 EUR 3.745
Quelle: Tarifverträge | Marburger Bund Bundesverband für Bruttoentgelte im kommunalen Dienst, an Universitätskliniken und in den Asklepios-Privatkliniken

Oberarzt-Einstiegsgehalt nach der Ausbildung

Der Verdienst eines Oberarztes ist von mehreren Faktoren abhängig. Einer dieser Faktoren ist der Arbeitgeber selbst: Handelt es sich um eine kommunale Einrichtung, um eine Universitätsklinik, um ein kirchlich geführtes Krankenhaus oder um eine private Klinik? Weiteren Einfluss auf das Oberarzt-Gehalt haben die geographische Lage und die Größe des Krankenhauses.

Kommunale Krankenhäuser bieten ein Einstiegsgehalt von 7.761 € brutto, Universitätskliniken von 8.164 € brutto und die Diakonie 7.885 € brutto. In einer privaten Asklepios-Klinik verdient man beim Einstieg als Oberarzt 7.985 € brutto.

Als leitender Oberarzt steigt das Gehalt nochmals an: Es beträgt beispielsweise laut Tarifvertrag der Unikliniken zu Beginn 9.604,35 € brutto.

Die jeweiligen Nettobeträge hängen von mehreren Rahmenbedingungen ab. Dies macht die Berechnung und Darstellung von Nettogehältern zu Vergleichszwecken schwierig. Es gibt jedoch Online-Gehaltsrechner wie z. B. diesen hier, mit denen ein Bruttogehalt einfach auf das persönliche Nettogehalt umgerechnet werden kann.

Das allgemeine Arzt Gehalt liegt im Durchschnitt bei 7.461,58 € brutto pro Monat. Ärzte verdienen im Durchschnitt also weniger, als ein Oberarzt in seinem ersten Berufsjahr. Das Assistenzarzt Gehalt liegt im ersten Berufsjahr in einem kommunalen Krankenhaus hingegen „nur“ bei 4.695 € brutto pro Monat, steigt jedoch bis ins fünfte Jahr auf 5.873 € brutto.

Oberarzt-Gehalt nach Fachrichtung

Tarifverträge für Oberärzte unterscheiden nicht zwischen den einzelnen Fachbereichen. Das bedeutet, dass ein nach Tarif bezahlter Geriater dasselbe Gehalt bekommt wie ein Oberarzt im Fach Radiologie.

Oft treffen Oberärzte mit ihren Arbeitgebern eine außertarifliche Vereinbarung hinsichtlich ihrer Vergütung. Das bedeutet, dass mit dem jeweiligen Arbeitgeber eine gesonderte und individuelle Vereinbarung getroffen wird.

Der Kienbaum Vergütungsreport vermittelt einen Einblick in außertarifliche Gehälter von Oberärzten nach Fachrichtung. Demzufolge sind Chirurgen die Top-Verdiener mit einem Verdienst von durchschnittlich 148.000 € brutto jährlich. An zweiter Stelle stehen Oberärzte der Fachrichtung Innere Medizin mit durchschnittlich 142.000 € brutto Jahreseinkommen. Gefolgt werden sie von Vertretern der Fachrichtungen Gynäkologie und Orthopädie, Radiologie, Anästhesie/Intensivmedizin, Urologie und Pädiatrie deren Vertreter ein durchschnittliches Jahresgehalt von 135.000 € brutto abwärts bis 131.000 € brutto verdienen. Das Schlusslicht der Top Ten ist der Fachbereich Geriatrie, der durchschnittlich 111.000 € brutto pro Jahr einbringt.

Oberarzt-Einkommen nach Bundesländern

Das Bundesland, in dem ein Oberarzt tätig ist, hat Einfluss auf die Gehaltshöhe. Der Verdienst eines Oberarztes kann zwischen einzelnen Bundesländern erheblich variieren. Durchschnittlich beträgt das Oberarzt-Gehalt 10.500 € brutto pro Monat.

Das meiste verdienen Oberärzte in Baden-Württemberg mit etwa 11.300 € brutto monatlich. Deutlich niedriger liegt das Oberarzt-Gehalt in Mecklenburg-Vorpommern, wo man pro Monat ungefähr 8.000 € brutto verdient. Bundesländer mit einem Gehalt über dem bundesweiten Durchschnitt sind Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern.

Länder mit unterdurchschnittlichem Einkommen für Oberärzte sind Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Thüringen und Sachsen.

Oberarzt–Gehalt abhängig von der Art der Einrichtung

Wie bereits ausgeführt, werden Gehälter von Oberärzten grundsätzlich tariflich geregelt, in der Praxis gibt es allerdings oft individuelle Vereinbarungen. Je nach Art der Einrichtung kommen unterschiedliche Tarifverträge zur Anwendung: Man unterscheidet zwischen öffentlichem Dienst, kirchlichen Einrichtungen und privaten Einrichtungen.

Öffentlicher Dienst

Zu den Einrichtungen des öffentlichen Dienstes gehören kommunale Krankenhäuser und Universitätskliniken. Für Ärzte in kommunalen Einrichtungen gilt der Tarif des öffentlichen Dienstes, für Universitätskliniken kommt der Tarif TV-Ärzte TdL zur Anwendung.

In einer kommunalen Einrichtung erhält ein Oberarzt zwischen 7.761 € brutto und 8.870 € brutto pro Monat. Als leitender Oberarzt bekommt man zwischen 9.130 € brutto und 9.782 € brutto pro Monat.

Für die Arbeit als Oberarzt in einer Universitätsklinik verdient man etwas mehr als in einem kommunalen Krankenhaus. Konkret beträgt das Oberarzt-Gehalt zwischen 8.164 € brutto und 9.331 € brutto. Als leitender Oberarzt erhält man durchschnittlich zwischen 9.604 € brutto und 10.837 € brutto pro Monat.

Kirchliche Einrichtungen

Kirchlichen Einrichtungen, darunter Caritas und Diakonie, liegen die Tarife der Arbeitsvertragsrichtlinien AVR zugrunde. Das Gehalt eines Oberarztes liegt im Bereich von 7.885 € brutto und 9.012 € brutto, ein leitender Oberarzt verdient zwischen 9.276 € brutto und 9.939 € brutto monatlich.

Private Einrichtungen

Private Einrichtungen unterliegen mitunter keinen Tarifen. Viele der privaten Kliniken haben allerdings eigene Tarifverträge, die sich an bestehenden Tarifverträgen orientieren. Gibt es keinen Tarifvertrag, kann man Verträge anderer Einrichtungen als Richtlinie bei der Gehaltsverhandlung heranziehen.

Oberarzt-Gehalt nach Alter und Geschlecht

Alter und Geschlecht haben einen Einfluss auf das Gehalt von Oberärzten. Frauen erhalten in einer Oberarzt-Position durchschnittlich rund 1.300 € brutto weniger als Männer in derselben Position.

Das Alter hat einen bedeutenden Einfluss auf die Jahre, die man in der Regel bereits gearbeitet hat und Berufserfahrung sammeln konnte. Entsprechend höher fällt der Verdienst aus. Weist man weniger als drei Jahre Berufserfahrung als Oberarzt auf, erhält man durchschnittlich 10.198 € brutto monatlich, während man nach drei bis sechs Jahren rund 10.236 € brutto pro Monat verdient und nach sieben bis neun Jahren etwa 10.287 € brutto.

Nebeneinkünfte als Oberarzt

Rund jeder vierte Oberarzt in Deutschland hat eine Genehmigung zur Durchführung von Nebentätigkeiten.

Mögliche Nebentätigkeiten sind die Arbeit im Notdienst für bis zu 100 € brutto pro Stunde oder als Honorararzt. Honorarärzte können für 50 € bis 100 € brutto stündlich die Vertretung für Praxisärzte übernehmen oder bei zusätzlichem Personalbedarf in Kliniken einspringen. Das Anheuern als Schiffsarzt bringt zwischen 7.500 € brutto und 8.500 € brutto monatlich ein.

Zur Auswahl steht außerdem die Erstellung medizinischer Gutachten im Auftrag von Gerichten oder Krankenkassen für 80 € brutto bis 120 € brutto pro Stunde. Als Dozent verdient man etwa 80 € brutto pro Stunde dazu. Das Schreiben von Fachartikeln oder die Anfertigung von Übersetzungen medizinischer Fachartikel sind weitere Möglichkeiten der Nebenbeschäftigung.

TV-Ärzte VKA – Tarifvertrag für kommunale Krankenhäuser

Im Jahr 2021 betrug das Einstiegsgehalt eines Oberarztes an einem kommunalen Krankenhaus 7.761,27 € brutto gemäß „Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern im Bereich der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände“ (TV-Ärzte/VKA). Nach drei Jahren Tätigkeit als Oberarzt erreicht man Stufe 2 und verdiente 2021 8.217,43 € brutto. Nach weiteren drei Jahren, kommt das Oberarzt-Gehalt der Stufe 3 zur Anwendung, konkret waren das im Jahr 2021 8.870,03 € brutto. Weitere Stufen gibt es in der Entgeltgruppe III (Oberärzte) nicht.

Träger kommunaler Kliniken und Krankenhäuser sind Städte, Gemeinden, Landkreise und Kommunalverbände. Kommunale Krankenhäuser sind wichtig für die Aufrechterhaltung einer zuverlässigen Gesundheitsversorgung über das gesamte Bundesgebiet hinweg. Vertragspartner sind die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und auf Seiten der Arbeitnehmer die Gewerkschaft Marburger Bund. Der TV-Ärzte VKA dient auch als Referenz für andere Träger von Krankenhäusern. Diese Besonderheit gibt dem Vertrag zusätzlich eine volkswirtschaftliche Relevanz.

Für alle Tarifverträge gilt, dass es Entgeltstufen für Assistenzärzte, Fachärzte, Oberärzte und Chefärzte gibt.

TV-Ärzte TdL – Tarifvertrag für Unikliniken

Für Universitätskliniken verhandelt der Marburger Bund die Gehälter mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL).

Seit Oktober 2021 erhalten Oberärzte bei ihrem Einstieg ein Gehalt von 8.164,68 € brutto. Nach drei Jahren verdienen sie 8.644,57 € brutto und nach insgesamt sechs Jahren 9.331,05 € brutto für jeweils 42 Wochenstunden (Anlage B zum TV-Ärzte). Der Verdienst als Oberarzt liegt im TV-Ärzte um mehrere hundert Euro brutto höher als in jenem für die Arbeit an kommunalen Krankenhäusern.

Faktoren, die das Oberarzt-Gehalt beeinflussen

Aus dem oben Beschriebenen geht hervor, dass es einige Einflussfaktoren gibt, die sich auf dem Gehaltszettel bemerkbar machen. Neben den einzelnen Arbeitgebern sind das die Berufserfahrung und die geografische Region des Arbeitsplatzes. Darüber hinaus spielt die Fachrichtung, in der sich Ärzte spezialisieren, eine große Rolle, je höher die auf der Karriereleiter erreicht Stufe ist.

Eine gute Verhandlungsposition und somit die Chance auf ein höheres Gehalt ist durch den Mangel an verfügbaren Oberärzten gegeben, der mancherorts zu jahrelang vakanten Stellen führt. Das trifft insbesondere auf die Fachrichtungen Gastroenterologie, Pneumologie und Gefäßchirurgie zu.

Eine Möglichkeit, sein Einkommen zu erhöhen, ist das Führen einer eigenen Praxis. Der Reinertrag einer Praxis (Einnahmen abzüglich Kosten) beträgt durchschnittlich 296.000 €. Davon sind u. a. noch Versicherungen, Sozialabgaben und Steuern zu zahlen.

Das höchste Einkommen für Ärzte gibt es in der Pharma– und der Chemieindustrie, wo Mediziner bzw. Ärzte zu den Spitzenverdienern ihrer Branche zählen.

Quellen:

  • https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/oberarzt-gehalt-wie-viel-verdient-man
  • https://approbatio.de/oberarzt/oberarzt-werden/
  • https://approbatio.de/facharztausbildung/
  • https://www.marburger-bund.de/bundesverband/tarifvertraege
  • https://www.medi-karriere.de/medizinische-berufe/facharzt-gehalt/
  • https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/aerzte/kommunal?id=tv-aerzte-vka-2022&g=I&s=1&zv=VBL&z=100&zulage=&stj=2022b&stkl=1&r=0&zkf=0&kk=15.5%25
  • https://www.handelsblatt.com/brutto-netto-rechner/
  • https://www.praktischarzt.de/arzt/tv-aerzte-tarifvertraege/
  • https://www.praktischarzt.de/arzt/oberarzt-gehalt/
  • https://www.rhein-wied-news.com/oberarzt-gehalt/
  • https://www.vka.de/assets/media/docs/0/Tarifvertr%C3%A4ge/TV-%C3%84rzte_VKA_iF_%C3%84TV-7_Lesefassung_final.pdf
  • https://www.vka.de/schwerpunkte/tarifverhandlungen/tarifrunde-fuer-aerztinnen-und-aerzte-2021
  • https://www.marburger-bund.de/tdl-tarifrunde2022
  • https://www.tdl-online.de/index.php
  • https://www.praktischarzt.de/magazin/oberarzt-mangel/
  • https://arzt-wirtschaft.de/finanzen/honorare/was-niedergelassene-aerzte-verdienen/
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Autor: Medizinio Redaktion, zuletzt aktualisiert am