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Praxissoftware-Umfrage 2023: So hat Medizinio die Daten generiert und ausgewertet
Der Fragebogen wurde am 05. August 2023 per E-Mail an über 25.000 Ärzte und Ärztinnen aus der Medizinio-Datenbank gesendet. Dabei waren 26 unterschiedliche Fachrichtungen vertreten. Der Großteil der Antworten wurde in den folgen Fachbereichen generiert:
- Allgemeinmedizin (29,7 %)
- Innere Medizin (18,3 %)
- Orthopädie (12 %)
- Gynäkologie und Geburtshilfe (6,9 %)
- Pädiatrie (6,3 %)
Bei dem Fragebogen wurde mit einer Mischung aus vorgegebenen Antworten und freien Textfeldern zur eigenen Eingabe sowie mit Skalen gearbeitet. Bei der Auswertung wurden die freien Texteingaben im Rahmen der kontextuellen Interpretation aus Gründen der Übersichtlichkeit zu gemeinschaftlichen Punkten zusammengeführt. Als Beispiel wurden so die Antworten “zu teuer” und “hohe Nutzungsgebühren” bei der Frage nach den größten Störfaktoren bei der aktuellen Praxissoftware zur Antwort “hohe Kosten” zusammengefasst.
Die am meisten vertretenen Praxissoftware Systeme bei den Ärzten und Ärztinnen waren:
- CGM Medistar (13,29 %)
- Turbomed (12,72 %)
- tomedo (12,14 %)
- Albis (7,51 %)
- Medatixx (7,51 %)
Zufriedenheit und Erfahrungen mit der Praxissoftware
Wir führen nicht nur Umfragen durch, sondern helfen Ärztinnen und Ärzten auch bei der Auswahl der besten Praxisverwaltungssoftware. In diesen Gesprächen teilen die jeweiligen Ärztinnen und Ärzte uns auch ihre Erfahrungen mit der jeweiligen Praxissoftware mit. Häufig sind die Anwender und Anwenderinnen unzufrieden mit dem aktuellen Anbieter. Unsere Umfrage spiegelt diese Stimmung ebenfalls wider.
Bei der Frage “Mit welcher Wahrscheinlichkeit würden Sie Ihre Praxissoftware an Freunde und Kollegen empfehlen?” wurde eine NPS-Skala von 1 bis 10 in der Umfrage genutzt.
Der Net Promoter Score (NPS) ist eine Kennzahl, die dazu dient, die Kundenzufriedenheit und -loyalität zu messen. Er wird ermittelt, indem Kunden nach der Wahrscheinlichkeit gefragt werden, ein Unternehmen, Produkt oder eine Dienstleistung weiterzuempfehlen. Die Kunden geben ihre Antworten auf einer Skala von 0 bis 10 ab.
- Promotoren (9–10 Punkte): Diese Kunden sind sehr zufrieden und werden das Unternehmen wahrscheinlich weiterempfehlen.
- Passive (7–8 Punkte): Diese Kunden sind zufrieden, aber nicht begeistert. Sie könnten zu Konkurrenten wechseln.
- Kritiker (0–6 Punkte): Diese Kunden sind unzufrieden und könnten dem Unternehmen schaden, indem sie negative Mundpropaganda betreiben.
Sie sind auch unzufrieden mit Ihrem PVS-System? Dann erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Praxissoftware wechseln.
Aus unserer Umfrage geht hervor, dass etwas über 60 % der Ärzte und Ärztinnen zu letzterer Gruppe gehören und ihre jeweilige Praxissoftware aufgrund der eigenen Erfahrungen nicht empfehlen würden. Auf dem anderen Ende der Skala würden 23,5 % die eigene Software an Kollegen weiterempfehlen, während 16 % zu der passiven Gruppe zählen. Zusammenfassend sind daher mehr als die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen nicht zufrieden mit der eigenen Praxissoftware.
Auffällig ist, dass insbesondere die etablierten, großen Anbieter in der Kritik standen, während jüngere Praxissoftware Unternehmen im Durchschnitt eher am oberen Ende der Skala zu finden waren.
Um den NPS-Score, also das Ergebnis, zu errechnen, zieht man die prozentualen Detraktoren von den prozentualen Promotoren ab. Der NPS-Score kann damit zwischen -100 und 100 liegen. Aus unserer Medizinio Praxisumfrage ergibt sich ein NPS-Score für die Praxissoftware Branche von -37,4 %. In der Fachliteratur gilt erst ein NPS von über 0 % als gut. Mit -37,4 % liegt die Zufriedenheit noch deutlich unter einem positiven Wert. Wir sind gespannt, wie sich dieser Score in den nächsten Jahren verändern wird.
Diese Funktionen und Features sind Ärzten bei Praxissoftware wichtig
Wir wollten von unseren Befragten wissen, was Ihnen bei der Praxissoftware am wichtigsten ist, um herauszufinden, nach welchen Kriterien neue Software ausgesucht wird. Dabei haben sich einige Punkte klar herauskristallisiert. Mit fast 90 % wurde eine einfache Bedienung als wichtigste Funktion genannt, dicht gefolgt von einem guten Support mit 82,29 %. Anschließend wurde die Lücke zum dritten Platz etwas größer, auf dem sich mit 57,71 % das flexible Arbeiten bspw. durch Remote-Access befindet. Mehrfachantworten waren möglich.
Mit 47,43 % aller Antworten belegen digitale Tools wie Online-Terminbuchung und digitale Anamnese den vierten Platz. Knapp dahinter befinden sich im Ranking der wichtigsten Funktionen von Praxissoftware ein günstiger Preis (46,86 %) und die Kompatibilität mit Drittanbietern (40 %). Unter diese Dritten fallen nicht nur Anbieter für die digitale Transformation der Arztpraxis, wie Software für Online-Terminvergabe, Videosprechstunde und Abrechnungsstellen, sondern auch Hersteller von Medizintechnik. Auch Ultraschallgeräte, digitale Röntgengeräte, MRT-Geräte etc. sollten ebenfalls an die Praxissoftware angebunden werden, um Bilder, Messungen und Ergebnisse direkt in die Patientenakte zu übertragen.
Diese Erfahrungen mit der Praxissoftware stören Ärzte am meisten
Die unterschiedlichen Erfahrungen mit Praxissoftware führen zu einem breit gefächerten Spektrum an Störfaktoren, die in unserer Umfrage genannten wurden. Bei der Frage „Was stört Sie an Ihrer aktuellen Praxissoftware am meisten?“ konnten Ärzte ihre Antwort frei formulieren. Von allen genannten Faktoren dominieren allerdings vier Punkte die restlichen Antworten und zeigen deutlich, was die häufigsten Kritikpunkte an der aktuellen Praxissoftware sind.
Auf dem ersten Platz liegt mit 28,57 % ein schlechter Support. Das ist wenig verwunderlich, wenn man die weiteren Ergebnisse betrachtet. Zum einen ist ein guter Support Ärzten am wichtigsten bei ihrer Software, zum anderen leiden aktuell viele unter langen Wartezeiten und schlechten Lösungen des Softwaresupports beim aktuellen Anbieter. Ganze 39,4 % benötigen länger als eine Stunde, um Ihren Support kontaktieren zu können, zwei Drittel davon sogar einen Tag oder länger. Ist der Kontakt zum Support endlich hergestellt, warten 54,1 % mindestens einen Tag auf eine Antwort des Supports mit angemessener Hilfeleistung. Das bedeutet im Zweifel einen ganzen oder sogar mehrere Tage Ausfall der Praxissoftware, was häufig mit großen Umsatzverlusten einhergeht. Mit der Qualität der Unterstützung sind ebenfalls gerade einmal 32 % der Teilnehmer zufrieden, während 39,5 % sehr unzufrieden sind.
Auf den schlechten Support als Nummer 1 Störfaktor folgen Abstürze und schlechte Performance mit 24,57 %, hohe Kosten für die Praxissoftware mit 21,14 % und die umständliche Handhabung mit 19,43 %. Für einen Großteil ist Praxissoftware zusammenfassend mit vielen Abstürzen und Performance-Problemen verbunden, die durch schlechten Support der Software nicht oder nur langsam gelöst werden können und gleichzeitig trotzdem hohe Kosten verursacht, während die Software im laufenden Betriebszustand obendrein noch umständlich zu bedienen ist.
Immerhin sind 11,43 % mit der eigenen Praxissoftwareerfahrung so zufrieden, dass sie keine Störfaktoren aufzählen konnten.
Kritischer Faktor: Praxissoftware Support
Der Support ist laut der Umfrage der größte Störfaktor für viele Ärztinnen und Ärzte. Da dieser jedoch von Praxissoftware zu Praxissoftware unterschiedlich gut betreut wird, gibt es auch ein breites Spektrum in der Zufriedenheit mit dem Support des jeweiligen Anbieters.
Es zeigt sich allerdings, dass der Anteil der unzufriedenen Ärzte mit über 37 % (äußerst unzufrieden oder unzufrieden) höher ausfällt, als der Anteil der zufriedenen Ärzte (äußerst zufrieden oder zufrieden) mit etwas über 31 %.
Es gibt zwei Faktoren, die maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob der Support als gut oder schlecht bewertet wird. Der erste Faktor ist die Zeit, die benötigt wird, um den Support zu erreichen. Dabei haben knapp 40 % der Umfrageteilnehmenden angegeben, dass sie länger als eine Stunde brauchen, um den Kontakt zum Praxissoftwaresupport ihres Anbieters herzustellen, wohingegen etwas mehr als 37 % bereits in unter 15 Minuten ihren Ansprechpartner erreichen konnten.
An zweiter Stelle folgt die Dauer, innerhalb derer die jeweiligen Probleme behoben werden. Hier zeigt sich deutlich, woher die Unzufriedenheit bei vielen Ärzten rührt. Knapp 54 % aller Teilnehmenden mussten länger als einen Tag warten, bis der Support ihre Anfrage bearbeitet und den Fehler behoben hat. Da fast kein Prozess ohne die Praxissoftware läuft und wichtige Funktionen wie Patientendatenmanagement, Terminkoordination und Rezeptausstellung darüber laufen, bedeuten langanhaltende Fehler im Zweifel den Ausfall der Praxis für einen ganzen Tag. Im Zweifel halten die Probleme den Praxisbetrieb sogar noch länger auf – fast 20 % gaben an, mindestens eine Woche auf eine Lösung warten zu müssen.
In der Gesamtschau zeigt sich, dass die Mehrzahl der Ärzte mit dem Support ihrer Praxissoftware eher unzufrieden ist. Als primäres Hindernis erweist sich oft schon die mangelnde Erreichbarkeit des Supports. Darüber hinaus müssen viele Ärztinnen und Ärzte mehrere Tage auf die Behebung von Problemen warten. Nichtsdestotrotz gibt es einige Anbieter, die den Support sehr gut meistern, darunter häufig moderne, jüngere Anbieter.
Wechselbereitschaft von Ärzten bei Praxissoftware
Nach den vorangegangenen Erfahrungen mit Praxissoftware, ist es nicht überraschend, dass die Wechselbereitschaft von Ärzten bei Praxissoftware entsprechend hoch ausfällt. Mehr als 63 % der Befragten haben sich bereits mit einem Wechsel der Praxissoftware beschäftigt.
In einem unserer letzten Webinare haben wir zusammengefasst, wie Sie Ihre Praxissoftware wechseln können und 4 einfache Schritte mit an die Hand gegeben, die zu einem erfolgreichen und stressfreien Wechsel führen. Das Video haben wir unten im Beitrag eingebunden.
Dennoch ist der Wechsel bei vielen Ärzten auch mit Sorgen verbunden. Die größte Angst besteht laut unserer Umfrage bei 74,77 % darin, dass es nach dem Wechsel der Praxissoftware nicht besser wird, sondern die gleichen Probleme mit dem neuen Anbieter auftreten. Ebenfalls sind 48,65 % der befragten Ärzte besorgt, dass die medizinischen Fachangestellten den Wechsel blockieren oder zu lange für die Umstellung benötigen.
Auch die Angst vor Datenverlusten bei der Übertragung der Patientendaten ist für 45,95 % der Ärzte ein hemmender Faktor und 39,64 % befürchten den Verlust von individuellen Vorlagen (bspw. für die Abrechnung in der Arztpraxis) oder Makros durch den Wechsel. Darüber hinaus wurden das Fehlen von wichtigen Features, die Kosten des Wechsels und der Aufwand der Umstellung als weitere Sorgen-Punkte genannt.
Das erhoffen sich Ärzte bei einem Wechsel der Praxissoftware
Auf der anderen Seite erhoffen sich Ärzte endlich eine Veränderung und wünschen sich bessere Erfahrungen mit Praxissoftware in ihrer Arztpraxis. Die größten Hoffnungen legen Ärzte dabei mit je 68,47 % in besseren Support beim neuen Software-Anbieter und eine Zeitersparnis durch bessere Prozesse und eine höhere Geschwindigkeit. Auch eine stabilere Performance der Praxissoftware erhofft sich ein Großteil der Ärzte mit knapp 45 %. Doch auch eine verbesserte wirtschaftliche Auswertung und damit einhergehend ein höherer Verdienst steht für über 41 % auf der Liste der ersehnten positiven Veränderungen.
Weiterhin werden neben den genannten Punkten auch Innovation und Digitalisierung (38,74 %), die bessere Zusammenarbeit mit Kollegen und dem Team (27,93 %)und der Remote-Zugang für das Arbeiten von zu Hause (3,6 %) von der neuen Praxisverwaltungssoftware erwartet.
Eine weitere interessante Erkenntnis: Nur 10,81 % erhoffen sich durch den Wechsel geringere Kosten. Die Ärzteschaft ist bereit für ein gutes PVS zu bezahlen, dafür erwarten die Kunden aber verständlicherweise eine bessere Leistung als heute.
Fazit: Neue Anbieter sorgen für beste Praxissoftware-Erfahrungen bei Ärzten
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein signifikanter Anteil von niedergelassenen Ärzten in Deutschland im Jahr 2023 immer noch unzufrieden mit den derzeitigen Praxissoftware-Lösungen sind. Besonders die langjährigen Anbieter scheinen laut der Umfrageergebnisse Probleme zu haben, eine stabile und performante Software und guten Support zu garantieren. Jüngere Player, die häufig auf ein browserbasiertes System für ein mobiles Arbeiten auf allen Betriebssystemen und offene Schnittstellen zur Anbindung von Drittanbietern setzen, scheinen diese Aufgaben deutlich besser zu meistern.
Die Bereitschaft, die bisherigen Erfahrungen mit der Praxissoftware hinter sich zu lassen und zu einem anderen Anbieter zu wechseln, ist definitiv gegeben, wird allerdings häufig von der Sorge begleitet, dass der Wechsel nicht zu den gewünschten Veränderungen führt, sondern die vorhandenen Probleme bei dem neuen Anbieter bestehen bleiben.
In Zukunft werden Anbieter von Praxissoftware über Referenzen und Kundenstimmen zeigen müssen, dass ein Wechsel sich lohnen wird, während Ärzte gemeinsam mit ihrem Praxisteam Mut fassen müssen und den Schritt zu neuen Anbietern wagen müssen, um eine Veränderung des Status Quo zu erreichen.
Wir sind bei Fragen rund um den Wechsel von Praxissoftware für Sie da und beraten Sie unabhängig, kostenlos und digital zu passenden Anbietern aus der Softwarebranche, um die richtige Praxisverwaltungssoftware für Sie und Ihre Arztpraxis zu finden.