Praxissoftware-Umfrage 2024 – Erfahrungen und Kritik der Ärzte

Praxissoftware-Umfrage 2024: So hat Medizinio die Daten generiert und ausgewertet

Der Fragebogen wurde am 08. Oktober 2024 per E-Mail an über 25.000 Ärzte und Ärztinnen aus der Medizinio-Datenbank gesendet und von 128 ausgefüllt. Dabei waren 19 unterschiedliche Fachrichtungen vertreten. Der Großteil der Antworten wurde in den folgen Fachbereichen generiert:

  • Allgemeinmedizin (32,8 %)
  • Orthopädie (10,2 %)
  • Innere Medizin (9,4 %)
  • Psychotherapie (8,6 %)
  • Zahnmedizin (7,8 %)
Teilgenommene Fachrichtungen an der Praxissoftware Umfrage
Fachrichtungsverteilung Teilnehmer Medizinio Praxisssoftware Umfrage

Bei dem Fragebogen wurde mit Skalen, vorgegebenen Antworten und freien Textfeldern zur eigenen Eingabe gearbeitet. Bei der Auswertung wurden die freien Texteingaben im Rahmen der kontextuellen Interpretation aus Gründen der Übersichtlichkeit zu gemeinschaftlichen Punkten zusammengeführt. Als Beispiel wurden so die Antworten “zu teuer” und “hohe Nutzungsgebühren” bei der Frage nach den größten Störfaktoren bei der aktuellen Praxissoftware zur Antwort “hohe Kosten” zusammengefasst.

Die 2024 am meisten vertretenen Praxissoftware Systeme bei den Ärzten und Ärztinnen waren:

Zum Vergleich, die meist benutzten Praxissoftware Systeme 2023:

  • Medistar (13,29 %)
  • Turbomed (12,72 %)
  • tomedo (12,14 %)
  • Albis (7,51 %)
  • Medatixx (7,51 %)
Aktuelle Praxissoftware in Arztpraxen
Verteilung der Teilnehmer nach aktueller Praxissoftware

Zufriedenheit und Erfahrungen mit der Praxissoftware

Wir führen nicht nur Umfragen durch, sondern helfen Ärztinnen und Ärzten auch bei der Auswahl der besten Praxisverwaltungssoftware. In diesen Gesprächen teilen die jeweiligen Ärztinnen und Ärzte uns auch ihre Erfahrungen mit der jeweiligen Praxissoftware mit. Häufig sind die Anwender und Anwenderinnen unzufrieden mit dem aktuellen Anbieter. Unsere Umfrage spiegelt diese Stimmung ebenfalls wider:

Bei der Frage “Mit welcher Wahrscheinlichkeit würden Sie Ihre Praxissoftware an Freunde und Kollegen empfehlen?” wurde eine NPS-Skala von 1 bis 10 genutzt. 

Der Net Promoter Score (NPS) ist eine Kennzahl, die dazu dient, die Kundenzufriedenheit und -loyalität zu messen. Er wird ermittelt, indem Kunden nach der Wahrscheinlichkeit gefragt werden, ein Unternehmen, Produkt oder eine Dienstleistung weiterzuempfehlen. Die Kunden geben ihre Antworten auf einer Skala von 0 bis 10 ab.

  • Promotoren (9–10 Punkte): Diese Kunden sind sehr zufrieden und werden das Unternehmen wahrscheinlich weiterempfehlen.
  • Passive (7–8 Punkte): Diese Kunden sind zufrieden, aber nicht begeistert. Sie könnten zu Konkurrenten wechseln.
  • Kritiker / Detraktoren (0–6 Punkte): Diese Kunden sind unzufrieden und könnten dem Unternehmen schaden, indem sie negative Mundpropaganda betreiben.
Verteilung der Wahrscheinlichkeit, mit der Ärzte ihre Praxissoftware an Freunde und Kollegen empfehlen würden
Wahrscheinlichkeit, mit der Ärzte ihre Praxissoftware an Freunde und Kollegen empfehlen würden

Aus unserer Umfrage geht hervor, dass etwas über 50 % der Ärzte und Ärztinnen zu letzterer Gruppe gehören und ihre jeweilige Praxissoftware aufgrund der eigenen Erfahrungen nicht empfehlen würden. Am anderen Ende der Skala würden 25 % die eigene Software an Kollegen weiterempfehlen, während 22,6 % zu der passiven Gruppe zählen. Zusammenfassend sind daher mehr als die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen nicht zufrieden mit der eigenen Praxissoftware.

Auffällig ist, dass insbesondere die etablierten, großen Anbieter in der Kritik standen, während jüngere Praxissoftware Unternehmen im Durchschnitt eher am oberen Ende der Skala zu finden waren.

Um den NPS-Score, also das Ergebnis, zu berechnen, zieht man die prozentualen Detraktoren von den prozentualen Promotoren ab. Der NPS-Score kann damit zwischen -100 und 100 liegen. Aus unserer Medizinio Praxisumfrage ergibt sich ein NPS-Score für die Praxissoftware Branche von -27,4 In der Fachliteratur gilt erst ein NPS von über 0  als gut. Mit -27,4 liegt die Zufriedenheit noch deutlich unter einem positiven Wert, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist (2023: -37,4). Wir sind gespannt, ob dieser Score in den nächsten Jahren weiterhin steigen wird.

Diese Funktionen und Features sind Ärzten bei Praxissoftware wichtig

Wir wollten von unseren Befragten wissen, was Ihnen bei der Praxissoftware am wichtigsten ist, um herauszufinden, nach welchen Kriterien neue Software ausgesucht wird. Mit 86,72 % wurde eine einfache Bedienung als wichtigste Funktion genannt, dicht gefolgt von einem guten Support mit 75 %. Anschließend wurde die Lücke zum dritten Platz etwas größer, auf dem sich mit 51,56 % das flexible Arbeite, bspw. durch Remote-Access befindet. Mehrfachantworten waren möglich.

Die wichtigsten Faktoren für Praxissoftware als Säulendiagramm
Die wichtigsten Faktoren für Ärzte bei Praxissoftware

Den vierten Platz belegen mit 46,88% digitale Tools wie Online-Terminbuchung und digitale Anamnese. Knapp dahinter befinden sich im Ranking der wichtigsten Funktionen von Praxissoftware ein günstiger Preis (45,31 %) und die Kompatibilität mit Drittanbietern (28,13 %).


Unter diese Dritten fallen nicht nur Anbieter für die Digitalisierung in der Arztpraxis, wie Software für Online-Terminvergabe, Videosprechstunde und Abrechnungsstellen, sondern auch Hersteller von Medizintechnik. Auch bildgebende Medizingeräte wie z.B. Ultraschallgeräte sollten ebenfalls an die Praxissoftware angebunden werden, um Bilder, Messungen und Ergebnisse nach internationalem DICOM-Standard (über PACS-Systeme) in die Patientenakte übertragen zu können.

Diese Erfahrungen mit der Praxissoftware stören Ärzte am meisten

Die unterschiedlichen Erfahrungen mit Praxissoftware führen zu einem breit gefächerten Spektrum an Störfaktoren, die in unserer Umfrage genannt wurden. Bei der Frage „Was stört Sie an Ihrer aktuellen Praxissoftware am meisten?“ konnten Ärzte ihre Antwort frei formulieren. Die größten Störfaktoren waren:

  1. Schlechte Bedienung (26,56 %)
  2. Schlechter Support (23,44 %)
  3. Zu hohe Kosten (18,75 %)
  4. Häufige Störungen (17,19 %)
  5. Funktionalität der digitalen Tools (10,94 %)
  6. Zu häufigen bzw. zu langen Updates (5,47 %)
  7. Fehlende Schnittstellen (0,78%)
Die größten Störfaktoren der aktuellen Praxissoftware

Für einen Großteil ist Praxissoftware zusammenfassend mit einer schlechten Bedienung und einem schlechten Support verbunden. Neben diesen Problemen ist vielen Ärzten ihre Paxissoftware auch zu teuer, wobei das Preis-Leistungsverhältnis negativ von häufigen Störungen begleitet wird. Auffallend ist zudem, dass die schlechte Bedienung (bzw. umständliche Handhabung), die letztes Jahr noch auf Platz vier lag, dieses Jahr der größte Störfaktor ist.

Immerhin sind 7,03 % mit der eigenen Praxissoftware-Erfahrung so zufrieden, dass sie keine Störfaktoren aufzählen konnten.

Kritischer Faktor: Praxissoftware Support

Der Support ist laut der Umfrage der zweitgrößte Störfaktor für viele Ärztinnen und Ärzte. Da dieser jedoch von Praxissoftware zu Praxissoftware unterschiedlich gut betreut wird, gibt es auch ein breites Spektrum in der Zufriedenheit mit dem Support des jeweiligen Anbieters.
Es zeigt sich allerdings, dass der Anteil der Ärzte, die mit dem Support äußerst unzufrieden sind, mit 21,88 % höher ausfällt als der Anteil der äußerst zufriedenen Ärzte mit 14,06 %.

Zufriedenheit mit dem Praxissoftware-Support
Die Zufriedenheit von Ärzten mit dem Praxissoftware-Support

Es gibt zwei Faktoren, die maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob der Support als gut oder schlecht bewertet wird. Der erste Faktor ist die Zeit, die benötigt wird, um den Support zu erreichen. Dabei haben 44,54 % der Umfrageteilnehmenden angegeben, dass sie länger als eine Stunde brauchen, um den Kontakt zum Praxissoftware-Support ihres Anbieters herzustellen, wohingegen 42,19 % bereits in unter 15 Minuten ihren Ansprechpartner erreichen konnten.

Zeit, die zur Erreichung des Supports benötigt wird
Die Zeit, die Ärzte benötigen um den Praxissoftware-Support zu erreichen

An zweiter Stelle folgt die Dauer, innerhalb derer die jeweiligen Probleme behoben werden. Hier zeigt sich deutlich, woher die Unzufriedenheit bei vielen Ärzten rührt: 33,59 % aller Teilnehmenden mussten länger als einen Tag warten, bis der Support ihre Anfrage bearbeitet und den Fehler behoben hat. Da fast kein Prozess ohne die Praxissoftware läuft und wichtige Funktionen wie Patientendatenmanagement, Terminkoordination und Rezeptausstellung darüber laufen, bedeuten langanhaltende Fehler im Zweifel den Ausfall der Praxis für einen ganzen Tag. Eventuell halten die Probleme den Praxisbetrieb sogar noch länger auf – 13,28 % gaben an, mindestens eine Woche auf eine Lösung warten zu müssen.

Dauer bis zur Problemlösung durch den Support
Zeit, die der Support benötigt um ein Problem zu lösen

Wechselbereitschaft von Ärzten bei Praxissoftware

Nach den vorangegangenen Erfahrungen mit Praxissoftware, ist es nicht überraschend, dass die Wechselbereitschaft von Ärzten bei der Praxissoftware entsprechend hoch ausfällt. Mehr als 59 % der Befragten haben sich bereits mit einem Wechsel der Praxissoftware beschäftigt.

Haben Sie bereits über den Wechsel Ihrer Praxissoftware nachgedacht?
Anteil der Ärzte, die bereits über einen Praxissoftware-Wechsel nachgedacht haben

7% aller Befragten gaben in einer weiteren Frage an, ihre Praxissoftware im letzten Jahr gewechselt zu haben, 89% kamen dabei von einem CGM-System.

Im nachfolgenden Video erfahren Sie, wie Sie Ihre Praxissoftware wechseln können und bekommen vier einfache Schritte mit an die Hand gegeben, die zu einem erfolgreichen und stressfreien Wechsel führen.

Dennoch ist der Wechsel bei vielen Ärzten auch mit Sorgen verbunden. Die größten Ängste sind laut unserer Umfrage:

  1. Unsicherheit, dass es besser wird (78,87%)
  2. Angst vor Datenverlusten (56,34 %)
  3. MFA blockieren den Wechsel (50,70 %)
  4. Verlust von individuellen Vorlagen (38,03 %)
  5. Fehlen von wichtigen Features (23,94 %)
  6. Zeitaufwand der Umstellung (7,04 %)
  7. Kosten des Wechsels (4,23 %)
Die größten Sorgen, die Ärzte beim Wechsel der Praxissoftware haben
Die größten Sorgen beim Wechsel der Praxissoftware

Das erhoffen sich Ärzte bei einem Wechsel der Praxissoftware

Auf der anderen Seite erhoffen sich Ärzte endlich eine Veränderung und wünschen sich bessere Erfahrungen mit Praxissoftware in ihrer Arztpraxis. Die größten Hoffnungen legen Ärzte dabei mit 77,46 % in eine Zeitersparnis und mit 66,20 % in einen besseren Support beim neuen Software-Anbieter. 46,48 % hoffen auf eine Innovation bzw. eine bessere Digitalisierung durch den neuen Anbieter, während sich 43,66 % eine bessere Wirtschaftlichkeit erhoffen. Auch eine stabilere Performance der Praxissoftware (weniger Abstürze) erhofft sich mit 38,03 % ein Großteil der Ärzte.

Das erhoffen sich Ärzte von einem Praxissoftware-Wechsel
Was sich Ärzte von einem Praxissoftware-Wechsel erhoffen

Weiterhin werden neben den genannten Punkten auch eine bessere Zusammenarbeit mit Kollegen und dem Team (25,35 %) von der neuen Praxisverwaltungssoftware erwartet. Einen besseren Preis wünschen sich nur 9,86 % aller Teilnehmer. Die Ärzteschaft ist also bereit, für ein gutes PVS zu bezahlen, dafür erwarten die Kunden aber verständlicherweise eine bessere Leistung als heute.

Fazit: Neue Anbieter sorgen für beste Praxissoftware-Erfahrungen bei Ärzten

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein signifikanter Anteil von niedergelassenen Ärzten in Deutschland im Jahr 2024 immer noch unzufrieden mit den derzeitigen Praxissoftware-Lösungen ist. Besonders die alteingesessenen Anbieter scheinen laut der Umfrageergebnisse Probleme zu haben, eine stabile und performante Software und guten Support zu garantieren. Jüngere Player, die häufig auf ein browserbasiertes System für ein mobiles Arbeiten auf allen Betriebssystemen und offene Schnittstellen zur Anbindung von Drittanbietern setzen, scheinen diese Aufgaben deutlich besser zu meistern. 

Diese Erkenntnis resultiert aus der genaueren Betrachtung des NPS-Score. Die Software-Angebote von CGM, einem langjährigen Anbieter, haben hier mit -86,67 das schlechteste NPS-Ergebnis. Im Gegensatz dazu hat der vergleichsweise neuere Anbieter tomedo mit einem positiven Score von 53,85 das beste Ergebnis (es wurden nur die NPS-Scores der größten Anbieter berechnet, da es bei allen anderen Anbietern zu wenige Daten gab).

Die Bereitschaft, die bisherigen Erfahrungen mit der Praxissoftware hinter sich zu lassen und zu einem anderen Anbieter zu wechseln, ist definitiv gegeben, wird allerdings häufig von der Sorge begleitet, dass der Wechsel nicht zu den gewünschten Veränderungen führt, sondern die vorhandenen Probleme bei dem neuen Anbieter bestehen bleiben.

In Zukunft werden langjährige Anbieter ihren Support verbessern und eine einfachere Bedienung gewährleisten müssen. Jüngere Anbieter müssen über Referenzen und Kundenstimmen zeigen, dass sie ihre Nutzer langfristig zufrieden stellen können. Währenddessen müssen Ärzte gemeinsam mit ihrem Praxisteam Mut fassen und den Schritt zu neuen Anbietern wagen, um eine Veränderung des Status Quo zu erreichen.

Wir sind bei Fragen rund um den Wechsel von Praxissoftware für Sie da und beraten Sie unabhängig und kostenlos zu passenden Anbietern aus der Softwarebranche, um die richtige Praxisverwaltungssoftware für Sie und Ihre Arztpraxis zu finden.

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Autor: Dennis Hartmann, zuletzt aktualisiert am