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Was ist Notfallmanagement in der Arztpraxis?
Notfallmanagement in der Arztpraxis bezeichnet die systematische Vorbereitung auf medizinische Notfälle, die jederzeit und unerwartet auftreten können. Ziel ist es, im Ernstfall schnell, strukturiert und kompetent zu handeln – zum Schutz von Patienten und Mitarbeitern. Ein effektives Notfallmanagement umfasst dabei nicht nur medizinische Maßnahmen, sondern auch organisatorische Abläufe, Schulungen und die richtige Ausstattung.
Zu den typischen medizinischen Notfällen in einer Arztpraxis zählen unter anderem Kreislaufzusammenbrüche, allergische Reaktionen, akute Atemnot oder Herz-Kreislauf-Stillstände. Auch bei scheinbar harmlosen Beschwerden kann sich ein lebensbedrohlicher Zustand plötzlich entwickeln.
Ein strukturierter Notfallplan stellt sicher, dass in kritischen Situationen keine wertvolle Zeit verloren geht. Gleichzeitig erhöht er die Patientensicherheit und stärkt das Vertrauen in die Praxisorganisation. Für jede Arztpraxis – unabhängig von Größe oder Fachgebiet – ist ein durchdachtes Notfallmanagement somit unverzichtbar.
Was gehört alles zum Notfallmanagement in einer Arztpraxis?
Zum Notfallmanagement einer Arztpraxis gehört eine strukturierte Gesamtheit an Maßnahmen, Konzepten und Verantwortlichkeiten, die sicherstellen, dass medizinische Notfälle schnell, sicher und professionell bewältigt werden können. Es umfasst mehrere Bausteine, die sich gegenseitig ergänzen und gemeinsam ein funktionierendes Notfallsystem ergeben:
- Notfallkonzept
- Dokumentiertes Vorgehen bei Notfällen
- Zuständigkeiten und Abläufe sind klar geregelt
- Berücksichtigung verschiedener Szenarien (z. B. Kreislaufstillstand, allergischer Schock)
- Notfallplan
- Praktische Anleitung für den Ernstfall
- Enthält Notrufnummern, Fluchtwege, Aufgabenverteilung
- Teil des übergeordneten Notfallkonzepts
- Notfallausstattung
- Notfallkoffer gemäß DIN 13232
- Beatmungsbeutel
- Infusionen, Verbandmittel
- ggf. Defibrillator (AED)
- zusätzlich ggf. Arzneimittel und Medikamente (z. B. Adrenalin, Antihistaminika, Vollelektrolytlösungen)
- …
- Verbandkasten oder Verbandschrank
- Regelmäßige Kontrolle und Dokumentation der Vollständigkeit
- Notfallkoffer gemäß DIN 13232
- Schulung & Notfalltraining
- Regelmäßige Trainings (z. B. alle 6–12 Monate)
- Erste Hilfe, Reanimation, Umgang mit Technik (z. B. AED)
- Rollenspiele und Simulationen für mehr Handlungssicherheit
- Schulungen auch für nichtmedizinisches Personal
- Verantwortlichkeiten und Rollen
- Aufgabenverteilung im Team (z. B. wer alarmiert, wer dokumentiert)
- Interne Kommunikation und Eskalationswege
- Dokumentation & Nachbereitung
- Erfassung jedes Notfalls (Zeitpunkt, Maßnahmen, Verlauf)
- Interne Nachbesprechung (Debriefing)
- Anpassung von Konzepten und Schulungen nach realen Ereignissen
Notfallkoffer in der Arztpraxis – was muss enthalten sein?
Ausrüstungsgegenstände | Stückzahl Modul | ||
---|---|---|---|
A | B | C | |
Absauggerät nach DIN ISO 10079-2 | 1 | ||
Einmal-Absaugkatheter mit Endöffnung, Gr. CH 18 | 1 | ||
Einmal-Absaugkatheter mit Endöffnung, Gr. CH 12 | 1 | ||
Einmal-Absaugkatheter mit Endöffnung, Gr. CH 14 | 1 | ||
Einmal-Absaugkatheter mit Endöffnung, Gr. CH 16 | 1 | ||
Baby Schleimabsauger | 1 | ||
Beatmungsbeutel für Erwachsene nach DIN EN ISO 10651-4 | 1 | ||
Beatmungsbeutel für Säuglinge und Kinder nach DIN EN ISO 10651-4 | 1 | ||
Peep-Ventil | 1 | ||
Bakterienfilter für Beatmungsbeutel | 1 | ||
Beatmungsmaske in verschiedenen Größen | 2 | ||
Beatmungsmaske für Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder | 3 | ||
Guedel-Tubus in verschiedenen Größen | 2 | ||
Guedel-Tubus für Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder | 3 | ||
Larynxmaske / -tubus für Erwachsene | 1 | ||
Larynxmaske / -tubus für Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder | 2 | ||
Laryngoskopgriff | 1 | ||
Spatel | 2 | 2 | |
Magillzange für Erwachsene | 1 | ||
Magillzange für Kinder | 1 | ||
Trachealtubus ohne Ballon nach DIN ISO 5361-2 mit Konnektor nach DIN ISO 7228 | |||
3 mm | 1 | ||
4 mm | 1 | ||
4,5 mm | 1 | ||
5 mm | 1 | ||
Trachealtubus mit Ballon nach DIN ISO 5361-2 mit Konnektor nach DIN ISO 7228 | |||
6 mm | 1 | ||
7 mm | 1 | ||
8 mm | 1 | ||
Einführungsmandrin flexibel für Erwachsene | 1 | ||
Einführungsmandrin flexibel für Kinder | 1 | ||
Blutdruckmessgerät mit elastischem Messglied | 1 | ||
Blutdruckmanschette für Erwachsene | 1 | ||
Blutdruckmanschette für Kinder | 1 | ||
Stethoskop | 1 | ||
Diagnostikleuchte | 1 | ||
Reflexhammer | 1 | ||
Blutzucker-Teststreifen, Packung mit mindestens 5 Streifen (ersetzbar durch elektrisches Blutzucker-Messgerät) | 1 | ||
Fieberthermometer | 1 | ||
Packung Desinfektionsmittel Hautdesinfektiona | 1 | ||
Venenverweilkanüle, verschiedene Größen | 3 | 3 | |
Fixierpflaster | 6 | ||
Intraossäres Punktionsgerät, geeignet für Kinder und Erwachsene | 1 | ||
500 ml Vollelektrolytlösung | 1 | ||
Infusionsgerät nach DIN 58362-1 | 1 | ||
Kolloidales Volumenersatzmittel, 500 ml | 1 | ||
Staubinde elastisch | 1 | ||
Pinzette, mind 140 mm | 1 | ||
Nadelhalter | 1 | ||
Arterienklemme | 1 | ||
Einmal-Skalpell | 1 | ||
Schere DIN 58279 — B 190 | 1 | ||
Kompresse – 100 mm × 100 mm | 6 | ||
Fixierbinde DIN 61634 – FB 8 | 2 | ||
Verbandpäckchen DIN 13151 – M | 2 | ||
Verbandtuch DIN 13152 – A | 1 | ||
Verbandtuch DIN 13152 – BR | 1 | ||
Wundschnellverband DIN 13019 – E 10 cm × 6 cm | 8 | ||
Heftpflaster DIN 13019 – A 5 m × 2,5 cm | 1 | ||
Rettungsdecke – 2,1 m × 1,6 m | 1 | ||
Hände-Desinfektionsmittel mind. 50 ml | 1 | ||
Paar OP-Handschuhe DIN EN 455, steril | 2 | ||
Paar Einmalhandschuhe nach DIN EN 455, groß | 4 | ||
Paar Einmalhandschuhe nach DIN EN 455, mittel | 4 | ||
Mundschutz, Schutzklasse FFP3 | 2 | ||
Einmalspritze 2 ml nach DIN EN ISO 7886-1 | 5 | ||
Einmalspritze 10 ml nach DIN EN ISO 7886-1 | 5 | ||
Einmalspritze 20 ml nach DIN EN ISO 7886-1 | 2 | ||
Einmalkanüle, steril Größe 1 | 10 | ||
Kanülensammelbox | 1 | ||
Thoraxdrainage, steril, Größe CH 28 | 1 | ||
Ein Inhaltsverzeichnis ist der Notfall-Ausrüstung beizuführen. Die zusätzliche Ausstattung mit Sauerstoffgeräten und Sauerstoffreservoirbeuteln ist zulässig. Arzneimittel sind vom Anwender gesondert zu beschaffen. |
Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es für das Notfallmanagement in der Praxis?
Für alle an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Leistungserbringer ist ein strukturiertes Notfallmanagement gesetzlich verpflichtend. Die rechtliche Grundlage hierfür bildet die Qualitätsmanagement-Richtlinie (QM-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die gemäß § 135a Absatz 2 Nr. 2 SGB V sowie § 92 i. V. m. § 136 Abs. 1 Nr. 1 SGB V verbindliche Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement definiert.
Gemäß § 4 Absatz 2 der QM-Richtlinie zählt das Notfallmanagement zu den verpflichtend umzusetzenden Anwendungsbereichen des Qualitätsmanagements in Arztpraxen. Konkret bedeutet dies:
- Es muss eine Notfallausstattung vorgehalten werden, die dem Patienten- und Leistungsspektrum der Praxis entspricht.
- Die Notfallkompetenz der Mitarbeitenden ist durch regelmäßige Notfalltrainings sicherzustellen und fortlaufend zu aktualisieren.
- Alle Mitarbeitenden müssen in der Lage sein, medizinische Notfälle zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.
Diese Vorgaben gelten unabhängig von der Größe der Praxis oder der Fachrichtung. Sie sind verpflichtend umzusetzen und im Rahmen des Qualitätsmanagements fortlaufend zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Ziel ist es, eine jederzeit handlungsfähige Struktur für den Umgang mit medizinischen Notfällen in der Praxis sicherzustellen.
Es wird eine dem Patienten- und Leistungsspektrum entsprechende Notfallausstattung und Notfallkompetenz, die durch regelmäßiges Notfalltraining aktualisiert wird, vorgehalten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Erkennen von und Handeln bei Notfallsituationen geschult.
QM-RL
Die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung bildet die Grundlage für ein wirksames Notfallmanagement in der Arztpraxis. Sie identifiziert potenzielle Notfallsituationen – etwa medizinische Zwischenfälle, Brände oder Gewaltvorfälle – und ermöglicht die Entwicklung konkreter Präventions- und Reaktionsmaßnahmen.
Wie erkenne ich einen Notfall?
Ein medizinischer Notfall liegt vor, wenn eine akute Gesundheitsstörung oder Verletzung das Leben eines Menschen bedroht oder schwerwiegende Folgen zu erwarten sind, sofern keine sofortige Hilfe erfolgt. Die Einschätzung basiert nicht auf einer umfassenden Diagnostik, sondern auf der schnellen Bewertung zentraler Symptome. Dabei gelten drei entscheidende Kriterien:
- Akutes Auftreten der Beschwerden innerhalb der letzten drei Tage
- Auffällige Heftigkeit der Symptome in Bezug auf Stärke und Dauer
- Eine deutliche, rasch fortschreitende Verschlechterung innerhalb kurzer Zeit
Diese Merkmale deuten häufig auf eine potenziell lebensbedrohliche Situation hin. In der Praxis gilt: Im Zweifel für den Patienten handeln und frühzeitig medizinische Unterstützung hinzuziehen. Die folgende Übersicht unterstützt bei der strukturierten Ersteinschätzung und erleichtert das rasche Erkennen kritischer Zustände.
Symptome | Dringlichkeit |
Psychische Dekompensation (Gewalttätigkeit, Suizidalität, akuter depressiver Schub, etc.) | sofort |
Plötzliche Bewusstlosigkeit | sofort 112 und Klinikeinweisung |
Akut aufgetreten: Kopfschmerzen, Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen | sofort 112 und Klinikeinweisung |
Kopfschmerzen mit Fieber, Nackensteifigkeit und Bewusstseinseinschränkungen | sofort |
Akute Atemnot | sofort |
Akut aufgetretenes andauerndes Erbrechen mit Kopfschmerzen | sofort |
Fieber > 39° C | sofort |
Akute Blutung/ Verletzung | sofort |
Herzschmerzen, Herzrasen, Blutdruck systolischer Wert >220 mmHg oder < 90 mmHg mit Beschwerden | sofort |
Schweres Erbrechen oder erhebliche Diarrhoe | sofort |
Akuter Schwindel, Verwirrtheit | sofort |
… |
Welche Arten von medizinischen Notfällen können in einer Arztpraxis auftreten?
Medizinische Notfälle treten in Arztpraxen unerwartet auf – häufig während Routineuntersuchungen, aber auch im Wartezimmer. Trotz des geplanten und kontrollierten Ablaufs des Praxisallatags, ist jede Praxis potenziell mit akut lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert. Folgende Arten von medizinischen Notfällen können in jeder Arztpraxis auftreten:
- Kreislaufstillstand: Plötzlicher Herzstillstand zählt zu den dramatischsten Notfällen. Ohne sofortige Reanimation sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit rapide.
- Bewusstlosigkeit und Synkope: Kurzzeitiger Bewusstseinsverlust infolge eines Kreislaufzusammenbruchs – häufig bei Angst, Schmerzen oder Blutabnahme.
- Akute Atemnot: Kann bei Asthma bronchiale, COPD oder allergischen Reaktionen auftreten.
- Anaphylaktischer Schock: Schwerste Form einer allergischen Reaktion, etwa nach Injektionen, Medikamentengabe oder Insektenstichen.
- Hypoglykämie: Vor allem bei Diabetikern kann eine Unterzuckerung zu neurologischen Ausfällen oder Bewusstlosigkeit führen.
- Krampfanfälle (z. B. epileptisch): Unkontrollierte Muskelzuckungen, verbunden mit Bewusstseinsverlust – schnelle Absicherung und Beobachtung sind entscheidend.
- Starke Blutungen oder Verletzungen: Etwa durch Unfälle in der Praxis oder nach Eingriffen – erfordern sofortige Versorgung.
- Psychische Ausnahmezustände: Akute Angst-, Panik- oder Erregungszustände mit Selbst- oder Fremdgefährdung.
Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen muss das Praxispersonal kennen?
Das Praxispersonal muss grundlegende Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht nur kennen, sondern auch sicher beherrschen. Eine hilfreiche Orientierung zu den erforderlichen Erste-Hilfe-Maßnahmen bietet beispielsweise die DGUV.
Folgende Maßnahmen und Kenntnisse sind für das Praxispersonal wichtig:
- Sofortmaßnahmen bei lebensbedrohlichen Notfällen
- Absichern der Unfallstelle
- Retten aus der Gefahrenzone
- Absetzen des Notrufs (112)
- Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)
- Maßnahmen zur Blutstillung bei starken Blutungen
- Schockbekämpfung
- stabile Seitenlage bei bewusstlosen, aber atmenden Personen
- Notrufkompetenz
- Der Notruf muss nach dem Schema der „fünf W-Fragen“ abgesetzt werden:
- Wo ist der Notfall?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Art von Verletzungen oder Erkrankungen liegen vor?
- Warten auf Rückfragen der Leitstelle
- Der Notruf muss nach dem Schema der „fünf W-Fragen“ abgesetzt werden:
- Verständnis der Rettungskette
- Erste Hilfe beginnt unmittelbar am Ort des Geschehens und wird durch den Rettungsdienst und die Klinik weitergeführt. Die Qualität der Erstversorgung beeinflusst den weiteren Heilverlauf maßgeblich.
- Kenntnis der Ersten Hilfe im betrieblichen Kontext
- Erste Hilfe umfasst laut DGUV medizinische, organisatorische und betreuende Maßnahmen unter Einbeziehung einfacher Mittel. Dazu gehört auch die Dokumentation der Hilfeleistung und das Melden von Unfällen an die zuständigen Stellen.
- Organisation und Ausstattung
- Das Praxispersonal muss wissen, wo sich Erste-Hilfe-Material (z. B. Verbandkasten nach DIN 13157 oder 13169) befindet und wie es anzuwenden ist.
- Es sollte mit der Nutzung von Notfallausstattung wie AEDs (Automatisierte Externe Defibrillatoren) vertraut sein.
- Schulungs- und Fortbildungspflicht
- Ersthelferinnen und Ersthelfer müssen regelmäßig geschult werden. Die Ausbildung erfolgt nach den Vorgaben der DGUV und umfasst sowohl theoretische als auch praktische Inhalte.
- Ersthelferinnen und Ersthelfer müssen regelmäßig geschult werden. Die Ausbildung erfolgt nach den Vorgaben der DGUV und umfasst sowohl theoretische als auch praktische Inhalte.
Wie oft sollte das Notfallmanagement in einer Arztpraxis überprüft werden?
Ein funktionierendes Notfallmanagement in der Arztpraxis ist kein statisches Konzept, sondern ein dynamischer Prozess, der regelmäßig angepasst und überprüft werden muss. Nur durch kontinuierliche Kontrolle und Aktualisierung lässt sich sicherstellen, dass alle Maßnahmen, Abläufe und Zuständigkeiten im Ernstfall zuverlässig greifen.
Empfehlung zur Überprüfungsfrequenz
- Mindestens einmal jährlich sollte das gesamte Notfallmanagement systematisch überprüft werden. Dabei wird kontrolliert, ob der bestehende Notfallplan noch aktuell und praxistauglich ist.
- Nach jedem medizinischen Notfall in der Praxis ist eine sofortige Nachbesprechung und Analyse verpflichtend. Dabei werden mögliche Schwachstellen aufgedeckt und entsprechende Anpassungen vorgenommen.
- Bei personellen oder organisatorischen Änderungen – etwa beim Wechsel von Arzthelferinnen, Umstrukturierungen oder räumlichen Veränderungen – muss der Notfallplan entsprechend angepasst und neu kommuniziert werden.
- Die Notfallausstattung (z. B. Notfallkoffer, AED, Medikamente, Sauerstoff) sollte in kürzeren Intervallen – idealerweise monatlich – auf Vollständigkeit, Funktionstüchtigkeit und Haltbarkeit geprüft werden.
- Notfalltrainings und Schulungen sollten in der Regel einmal pro Jahr durchgeführt werden. Bei hohem Patientenaufkommen, neuen Mitarbeitern oder besonderen Risikoprofilen können häufigere Übungen sinnvoll sein.
Die kontinuierliche Überprüfung des Notfallmanagements dient folgenden Zwecken:
- Sicherstellung der Handlungssicherheit im Ernstfall
- Anpassung an aktuelle medizinische Standards und rechtliche Vorgaben
- Einbindung neuer Teammitglieder in die Abläufe und Zuständigkeiten
- Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Notfallausstattung
- Verbesserung der internen Kommunikation und Reaktionsfähigkeit
Was sind die häufigsten Fehler beim Notfallmanagement in der Praxis?
- Fehlende oder veraltete Notfallpläne: Viele Praxen verfügen über keinen aktuellen Notfallplan, oder dieser ist unzureichend dokumentiert. Ohne klare Vorgaben fehlt dem Team im Ernstfall die Orientierung.
- Unklare Rollenverteilung im Team: Wenn Zuständigkeiten nicht im Voraus definiert sind, kommt es zu Unsicherheit, doppelten Handlungen oder sogar Untätigkeit. Jeder im Team muss wissen, was im Notfall zu tun ist.
- Mangelnde Schulung des Personals: Veraltete Erste-Hilfe-Kenntnisse oder fehlendes Training in der Anwendung von Defibrillatoren führen zu gefährlichen Verzögerungen. Handlungssicherheit entsteht nur durch regelmäßige Übung.
- Nicht überprüfte oder unvollständige Notfallausstattung: Ein nicht gewarteter AED, abgelaufene Medikamente oder fehlende Materialien im Notfallkoffer stellen ein erhebliches Risiko dar. Die Ausstattung muss regelmäßig kontrolliert werden.
- Unzureichende Kommunikation im Ernstfall: Eine hektische, unstrukturierte Kommunikation führt häufig zu Missverständnissen. Ein eingeübtes Meldeschema und klare Anweisungen verbessern die Reaktion des Teams erheblich.
- Fehlende Nachbereitung von Notfällen: Wird ein medizinischer Notfall nicht systematisch aufgearbeitet, bleiben wichtige Erkenntnisse ungenutzt. Die Folge: Wiederholte Fehler und keine Weiterentwicklung des Notfallmanagements.
- Ignorieren individueller Praxisrisiken: Jede Praxis hat spezifische Gefährdungspotenziale, je nach Fachrichtung, Patientengruppe oder räumlicher Situation. Standardlösungen ohne Anpassung an die Gegebenheiten vor Ort sind oft unzureichend.
Notfallmanagement im Krankenhaus
Das Notfallmanagement im Krankenhaus ist ein komplexes System, das weit über die Versorgung einzelner medizinischer Notfälle hinausgeht. Es verbindet organisatorische, personelle und technische Strukturen, um auf akute Zwischenfälle – vom Herzstillstand bis hin zu großflächigen Schadenslagen – schnell und wirksam reagieren zu können. Während im Regelbetrieb medizinische Abläufe durch standardisierte Prozesse gesichert sind, erfordert der Umgang mit außergewöhnlichen Ereignissen ein deutlich erweitertes Vorgehen: die Krankenhausalarm- und -einsatzplanung, kurz KAEP.
Die Krankenhausalarm- und -einsatzplanung (KAEP) ist ein zentrales Instrument zur Vorbereitung auf außergewöhnliche Notlagen – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses. Sie dient dazu, die Einsatzfähigkeit eines Krankenhauses unter erschwerten Bedingungen aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. Dazu zählen beispielsweise:
- Interne Gefahren: Brände, Stromausfälle, Wasserschäden, Keimausbrüche, technische Defekte
- Externe Ereignisse: Bombenfunde, Terroranschläge, Unwetter, Pandemien, Cyberangriffe, CBRN-Lagen (chemisch, biologisch, radiologisch, nuklear)
- Lagen mit einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV)
Solche Szenarien können die Funktionalität des Krankenhauses stark beeinträchtigen oder zum Erliegen bringen. Ein strukturierter KAEP sorgt dafür, dass klare Handlungsabläufe existieren, Verantwortlichkeiten geregelt sind und das Klinikpersonal im Ernstfall weiß, wie es zu handeln hat.
Ein wirksamer Krankenhausalarm- und -einsatzplan beinhaltet unter anderem:
- Risikoanalyse potenzieller Gefahrenlagen
- Definition von Alarmierungswegen und Kommunikationsstrukturen
- Festlegung interner Zuständigkeiten (z. B. Einsatzleitung, Dokumentation, Logistik)
- Regelungen zur Patientenevakuierung, -verlegung oder -aufnahme bei Massenanfall
- Einbindung externer Stellen (Rettungsdienst, Feuerwehr, Katastrophenschutz)
- Sicherstellung der Infrastruktur (Energie, Wasser, IT, Medizintechnik)
- Durchführung regelmäßiger Schulungen und Übungen
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstützt Krankenhäuser in der Ausarbeitung individueller KAEP-Konzepte. Mit dem 2020 veröffentlichten Handbuch Krankenhausalarm- und -einsatzplanung stellt das BBK eine fundierte Handlungsempfehlung zur Verfügung. Auf rund 180 Seiten wird praxisnah erläutert, wie ein belastbarer und auf die jeweilige Einrichtung zugeschnittener Notfall- und Einsatzplan erstellt werden kann.
Die Verantwortung für die klinische Notfallvorsorge liegt gemäß Grundgesetz primär bei den Bundesländern. In den jeweiligen Krankenhausgesetzen ist geregelt, dass Krankenhäuser geeignete Vorkehrungen zur Gefahrenabwehr zu treffen haben. Der Bund übernimmt unterstützende Funktionen – insbesondere im Bereich des Zivil- und Bevölkerungsschutzes sowie in möglichen Verteidigungsfällen, in denen Krankenhäuser zusätzlich zur zivilen auch militärische Patientenversorgung leisten müssten.
Fortbildungen: Notfalltraining als zentraler Bestandteil des Notfallmanagements
Regelmäßige Fortbildungen sind ein wesentlicher Bestandteil eines professionellen Notfallmanagements in der Arztpraxis. Sie stellen sicher, dass das gesamte Praxispersonal im Ernstfall über das notwendige Wissen, die praktischen Fähigkeiten und die Handlungssicherheit verfügt, um schnell und effektiv auf medizinische Notfälle zu reagieren.
Das Herzstück dieser Fortbildungsmaßnahmen ist das Notfalltraining, das idealerweise jährlich durchgeführt und auf die spezifischen Bedingungen der jeweiligen Praxis abgestimmt wird.
Ein zielgerichtetes Notfalltraining in der Arztpraxis umfasst sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Übungen. Es geht nicht nur darum, Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen, sondern die konkrete Umsetzung des Notfallplans unter realitätsnahen Bedingungen zu trainieren. Dabei stehen folgende Aspekte im Mittelpunkt:
- Erkennen und Einschätzen von Notfallsituationen
- Anwendung lebensrettender Sofortmaßnahmen (z. B. stabile Seitenlage, Herzdruckmassage, Defibrillation)
- Nutzung der praxiseigenen Notfallausstattung
- Kommunikation im Team und mit externen Stellen (z. B. Rettungsdienst)
- Rollentraining: Wer übernimmt welche Aufgaben im Notfall?
- Simulation praxisnaher Szenarien zur Stärkung der Reaktionsfähigkeit
Ziel ist es, die Abläufe zu standardisieren, Verantwortlichkeiten zu klären und die Zusammenarbeit im Team zu optimieren.
Checklisten
Checklisten unterstützen das Praxisteam dabei, im Ernstfall schnell, sicher und zielgerichtet zu handeln – sei es bei der Erkennung lebensbedrohlicher Zustände, bei der Nutzung der Notfallausstattung oder der Umsetzung der ersten Maßnahmen vor Eintreffen des Rettungsdienstes.
Ein bewährtes Instrument zur Selbsteinschätzung bietet der kostenlose Online-Test Mein PraxisCheck Notfallmanagement. Anhand von acht gezielten Fragen erhalten Praxisteams eine erste Einschätzung zu ihrer Notfallvorbereitung und weiterführende Empfehlungen.
Die KV Sachsen-Anhalt bietet auf ihrer Website Muster-Dokumente zur Notfallversorgung wie QEP-Notfallkriterien, Notfallplan und Notfallausstattung an. Arztpraxen können diese Checklisten nutzen und individuell anpassen.