Dosismanagementsystem: Der unsichtbare Held der Radiologie

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Was ist ein Dosismanagementsystem?

Ein Dosismanagementsystem (DMS) ist eine spezialisierte Software, die in der Medizin, insbesondere in der Radiologie und Nuklearmedizin, eingesetzt wird, um die Strahlenbelastung von Patienten während bildgebender Verfahren wie digitales Röntgen, Computertomographie oder Fluoroskopie zu überwachen und zu optimieren. Das Hauptziel eines solchen Systems ist es, die Dosis so gering wie möglich zu halten, ohne die diagnostische Qualität der Bilder zu beeinträchtigen.

Die Funktionen eines Dosismanagementsystems umfassen:

  • Erfassung und Speicherung der Strahlendosis: Es sammelt automatisch Dosisdaten von Röntgengeräten/CT-Geräten/Angiographiegeräten und speichert diese für jeden Patienten. Dies ermöglicht eine langfristige Verfolgung der Strahlenbelastung eines Patienten über mehrere Untersuchungen hinweg. Dank der Integration des DICOM-Standards werden die Dosisberichte (RDSR, Radiation Dose Structured Reports) strukturiert und interoperabel an das DMS übermittelt, was die Datenverwaltung und den Austausch erleichtert.
  • Echtzeit-Überwachung: Ein DMS ermöglicht eine Überwachung der Strahlendosis in Echtzeit während der Untersuchung. So kann das medizinische Personal Anpassungen vornehmen, um unnötig hohe Strahlenexpositionen zu vermeiden.
  • Analyse und Berichterstellung: Die Systeme analysieren die gesammelten Daten und erstellen Berichte, die zur Qualitätssicherung und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften verwendet werden können. Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass die Strahlenschutzrichtlinien gemäß der europäischen Strahlenschutzrichtlinie (EURATOM) eingehalten werden.
  • Optimierung der Untersuchungsprotokolle: Ein DMS hilft bei der Analyse der Protokolle, um sicherzustellen, dass die eingesetzten Verfahren stets mit der geringstmöglichen Dosis durchgeführt werden, ohne die diagnostische Aussagekraft zu verlieren.
  • Alarmfunktionen: Wenn die Dosiswerte bestimmte Schwellenwerte überschreiten, kann das System Alarme ausgeben, um das medizinische Personal zu informieren und sofortige Maßnahmen zu ermöglichen.

Insgesamt trägt ein Dosismanagementsystem zur Erhöhung der Patientensicherheit bei und unterstützt Arztpraxen sowie Kliniken dabei, ihre rechtlichen Verpflichtungen im Bereich des Strahlenschutzes zu erfüllen. Die Reduzierung der Strahlenexposition minimiert das Risiko strahleninduzierter Schäden, insbesondere bei häufig wiederholten Untersuchungen oder bei besonders strahlenempfindlichen Patientengruppen wie Kindern.

Ist ein Dosismanagementsystem Pflicht?

Ein Dosismanagementsystem ist in Deutschland nicht explizit gesetzlich vorgeschrieben, jedoch wird seine Implementierung zunehmend als wichtiger Bestandteil des Strahlenschutzes in medizinischen Einrichtungen betrachtet. Es gibt gesetzliche Vorgaben, die indirekt den Einsatz eines DMS erforderlich machen, um die strahlenschutzrechtlichen Anforderungen zu erfüllen.

Obwohl die Verwendung von Dosismanagementsystemen (DMS) durch das StrlSchG und die StrlSchV nicht zwingend gefordert wird, empfiehlt das BfS nachdrücklich den Einsatz eines DMS für die effiziente und systematische Umsetzung der vorgenannten Anforderungen.


Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)

Zudem ist ein Dosismanagementsystem auch dahingehend von großer Bedeutung, um den Medizinphysik-Experten bei der Erfüllung seiner Aufgaben gemäß §132 StrlSchV zu unterstützen.

In der EU ist insbesondere die EURATOM-Richtlinie 2013/59 von Bedeutung. Diese Richtlinie legt umfassende Strahlenschutzvorschriften fest, die von den Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt werden mussten. In Deutschland erfolgte dies durch das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) und die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV). 

Das StrlSchG und die StrlSchV legen fest, dass dosisrelevante Parameter bei radiologischen und nuklearmedizinischen Untersuchungen systematisch aufgezeichnet und ausgewertet werden müssen. Dazu gehört insbesondere die Überwachung der Strahlenexposition in Echtzeit sowie die regelmäßige Auswertung der Dosisdaten, um sicherzustellen, dass die diagnostischen Referenzwerte nicht überschritten werden (§ 132 Abs. 1 Nr. 3 StrlSchV).

Die Dokumentation und Qualitätssicherung dieser Daten sind zentrale Vorgaben der StrlSchV. Ein Dosismanagementsystem kann diese Aufgaben effizient übernehmen, indem es die Dosiswerte automatisch erfasst, dokumentiert und Berichte für die ärztliche Überwachung und die Qualitätskontrolle bereitstellt. Laut § 114 Abs. 1 StrlSchV ist die elektronische Erfassung und Nutzung dieser Daten für die Qualitätssicherung vorgeschrieben. Ein DMS erleichtert somit die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben erheblich.

Ab wann gilt die Pflicht zur Dokumentation der Patientendosis?

Die Erfassung und Dokumentation der Patientendosis muss gemäß den Bestimmungen in § 195 in Verbindung mit § 114 StrlSchV unter bestimmten Voraussetzungen eingesetzt werden. Dabei gelten unterschiedliche Fristen und Anforderungen, abhängig vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme und der Art der Röntgeneinrichtung.

  • Für Röntgeneinrichtungen, die vor dem 1. Juli 2002 erstmals in Betrieb genommen wurden, gilt die Pflicht zur Einführung eines Dosismanagementsystems ab dem 1. Januar 2024.
  • Für Röntgeneinrichtungen, die nach dem 1. Januar 2023 erstmals in Betrieb genommen werden, muss direkt ab der Inbetriebnahme ein Dosismanagementsystem vorhanden sein.
  • Für Computertomographie-Geräte, die vor dem 31. Dezember 2018 in Betrieb genommen wurden, gilt die Verpflichtung zur Einführung eines Dosismanagementsystems ab dem 1. Januar 2023.
  • Für Durchleuchtungsgeräte, die zwischen dem 6. Februar 2018 und dem 30. Dezember 2018 in Betrieb genommen wurden, ist die Einführung eines Dosismanagementsystems ebenfalls ab dem 1. Januar 2023 verpflichtend.
  • Für Durchleuchtungsgeräte mit erheblicher Exposition, die vor dem 6. Februar 2018 in Betrieb genommen wurden, gilt die Pflicht zur Einführung eines Dosismanagementsystems ebenfalls ab dem 1. Januar 2023.
  • Für Computertomographie- oder Durchleuchtungsgeräte, die nach dem 31. Dezember 2018 erstmals in Betrieb genommen wurden, gilt die Pflicht ab dem 1. Januar 2021.

Wie aufwändig ist die Implementierung eines Dosismanagementsystems?

Für die Installation und den Betrieb eines Dokumentenmanagementsystems müssen sowohl technische als auch personelle Voraussetzungen geschaffen werden. 

Die Konfiguration des Systems und der Datenbank ist zeitaufwendig und kann, abhängig von der Komplexität, drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen. Dabei müssen Untersuchungsprotokolle und Geräte sorgfältig eingebunden sowie die Daten regelmäßig auf Plausibilität geprüft werden. 

Ein Medizinphysik-Experte sollte in die Betreuung des DMS eingebunden sein, um gesetzliche Vorgaben einzuhalten und die Zusammenarbeit mit Ärzten und IT zu gewährleisten. 

Vor der Inbetriebnahme müssen klare Verantwortlichkeiten im Team festgelegt werden. Nach der Einrichtung ermöglicht das DMS den Zugriff auf wichtige Informationen wie Untersuchungsdaten, Organdosen und Referenzwertüberschreitungen. Zudem kann das System für Controlling-Zwecke verwendet werden, etwa zur Erhebung von Geräteauslastungen.

Wie wird ein Dosismanagementsystem in die IT-Infrastruktur eingebunden?

Ein Dosismanagementsystem übernimmt neben der Überwachung von Referenzwerten auch die Dokumentation der Strahlendosis von Patienten. Für eine zuverlässige Dosisdokumentation ist die Einbindung des DMS in die zentrale IT-Infrastruktur einer Gesundheitseinrichtung essenziell, unabhängig von der Größe der Praxis oder Klinik. Größere Einrichtungen wie Kliniken benötigen oft erweiterte Funktionen wie die Mandantenfähigkeit und den Betrieb auf virtuellen Maschinen, während kleinere bis mittelgroße Praxen hierauf verzichten können. Auch die Wahl des Lizenzmodells ist von der Größe abhängig: Während eine gerätebezogene Lizenzierung für kleinere Praxen ausreichen kann, ist für größere Einrichtungen eine Campuslizenz vorzuziehen.

Ein zentrales Element der IT-Integration ist die Anbindung an übergeordnete Systeme wie das Krankenhausinformationssystem (KIS) oder das Radiologieinformationssystem (RIS). Über standardisierte Schnittstellen wie HL7-ADT erfolgt die automatische Übertragung von Patientenstammdaten (z.B. ID, Name) in das DMS, um sicherzustellen, dass die Informationen in allen Systemen konsistent sind. Dies ist notwendig, da manuelle Änderungen der Stammdaten nur in sehr kleinen Einrichtungen möglich sind und dort ebenfalls nicht empfohlen werden.

Zusätzlich ist die Anbindung an das Picture Archiving and Communication System (PACS) ein wichtiger Bestandteil der IT-Integration. PACS wird in der medizinischen Bildgebung eingesetzt, um Bilddaten zu archivieren und zu verwalten. Da viele Patientendaten manuell an den Geräten (Modalitäten) eingegeben werden, zum Beispiel bei Notfällen, müssen die Bilddaten nachträglich dem korrekten Patienten zugeordnet werden. Diese Funktionalität bietet jedes PACS, und das DMS muss in der Lage sein, die zugehörigen Dosisdaten ebenfalls korrekt zuzuordnen.

Die Untersuchungsebene stellt eine weitere wichtige Komponente der IT-Integration dar. Hier müssen Auftrags- und Untersuchungsdaten aus dem KIS oder RIS in das DMS übertragen werden, um eingehende Dosisdaten validieren zu können. Fehlen zu den Dosisdaten entsprechende Aufträge, müssen diese Daten geprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Die Übertragung der medizinischen Leistungen über eine HL7-ORM-Schnittstelle kann zudem die Zuordnung von Dosisreferenzwerten erleichtern und den administrativen Aufwand reduzieren.

Datenfluss von der Modalität ins Dosismanagementsystem (DMS) (a) und von der Modalität über das PACS ins DMS (b). Die Übermittlung des Dosisberichts (RDSR), der Patienten-Stammdaten (ADT) und die Anforderung einer Untersuchung (ORM) über eine standardisierte Schnittstelle (HL7) sind ebenso wie die Rückmeldungen der Modalitäten über durchgeführte Untersuchungen (MPPS) beschrieben. | Quelle: Leitfaden zum Einsatz von Dosismanagementsystemen zur Optimierung von Röntgenanwendungen und Einhaltung von Referenzwerten Empfehlungen zum Einsatz von Dosismanagementsystemen auf Basis praktischer Erfahrungen aus dem BfS Projekt

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Datenschutz. Da das DMS sensible Patientendaten speichert, muss es den bundes- und landesweiten Datenschutzanforderungen entsprechen. Cloud-Lösungen bieten hier oft nicht die notwendige Sicherheit, weshalb ein lokales Hosting in einer gesicherten Umgebung vorzuziehen ist. Vor dem Einsatz eines DMS sollte das Datenschutzkonzept umfassend geprüft und von einem Datenschutzbeauftragten freigegeben werden.

Überblick: Dosismanagementsystem-Software Anbieter

Produktname Hersteller
Radimetrics Bayer
DoseWatch GE HealthCare
teamplay Dose Siemens Healthineers
DoseMonitor PACSHealth
AIDM Quaelum
Auswahl einiger Dosismanagementsysteme

Mindestvoraussetzungen für ein Dosismanagementsystem

Ein Dosismanagementsystem muss bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, abhängig von der Größe und Organisationsform der Einrichtung:

  • Betrieb auf virtuellen Maschinen (VM) (für größere Praxen, Kliniken, Universitäten)
  • Nutzung einer relationalen, skalierbaren Datenbank mit offenem Datenbankmodell
  • webbasierte Benutzeroberfläche für Datenzugriff und Auswertungen
  • rollenbasiertes Zugriffskonzept
  • Mandantenfähigkeit (für größere Einrichtungen)
  • Datenübernahme über:
    • Routing aus dem PACS
    • Übernahme aus dem RIS (z.B. MPPS)
    • Direkte Modalitätsanbindung (RDSR, OCR)
  • Dashboard für die übersichtliche Darstellung relevanter Daten
  • Datenexport in Standardformate (Excel, CSV) mit Anonymisierungsoption
  • Berechnung der Peak-Skin-Dose für Interventionen in 2D
  • automatische Analyse bedeutsamer Vorkommnisse (StrlSchV-Anlage 14)
  • Hinterlegung von DRW auf Serien- und Untersuchungsebene
  • Abschätzung der effektiven Dosis mittels Konversionsfaktoren

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Weitere Quellen:

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Autor: Nils Buske, veröffentlicht am , zuletzt aktualisiert am