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Was ist ein Stoßwellengerät in der Veterinärmedizin?
Stoßwellengeräte haben sich in der Veterinärmedizin als effektive, nicht-invasive Therapiemethode etabliert. Sie werden vor allem zur Behandlung von orthopädischen Erkrankungen, Muskelerkrankungen und zur Förderung der Wundheilung eingesetzt.
Ein Stoßwellengerät erzeugt hochenergetische Druckwellen, die gezielt in das Gewebe eindringen und dort biochemische Prozesse anregen. Diese mechanischen Impulse lösen eine verstärkte Durchblutung, Zellregeneration und Kollagenproduktion aus, was den Heilungsprozess beschleunigt und Schmerzen lindert.
Je nach Technologie gibt es zwei Hauptarten von Stoßwellen:
- Radiale Stoßwellen: Diese breiten sich fächerförmig aus und haben eine eher oberflächliche Wirkung. Sie werden bevorzugt für großflächige Muskelverspannungen und Sehnenverletzungen eingesetzt.
- Fokussierte Stoßwellen: Diese dringen tief ins Gewebe ein und können gezielt an einer bestimmten Stelle wirken. Sie eignen sich besonders für Knochenheilung und tieferliegende Strukturen wie Gelenke oder Sehnenansätze.
Die Stoßwellentherapie wird bei vielen Tierarten angewendet, insbesondere bei Pferden, Hunden und Katzen. Typische Einsatzgebiete sind:
- Sehnen- und Bänderverletzungen: Stoßwellen fördern die Regeneration von geschädigtem Gewebe und verkürzen die Heilungszeit.
- Muskelverspannungen und Triggerpunkte: Besonders bei Sportpferden oder Hunden mit Fehlbelastungen hilft die Therapie, Muskelverhärtungen zu lösen.
- Arthrose und degenerative Erkrankungen: Die Methode kann Entzündungen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.
- Wundheilung und Narbenbehandlung: Stoßwellen regen die Durchblutung an und unterstützen die Heilung von Haut- und Weichteilverletzungen.
Durch die vielseitige Anwendbarkeit sind Stoßwellengeräte eine wertvolle Ergänzung in der veterinärmedizinischen Praxis. Sie ermöglichen eine schonende Behandlung, die den Tieren oft eine Operation oder eine langfristige Medikamentengabe ersparen kann.
Welche Arten von Stoßwellengeräten gibt es?
Stoßwellengeräte für die Veterinärmedizin unterscheiden sich in zahlreichen technischen Merkmalen, die für die Wahl des richtigen Systems entscheidend sind. Zu den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen gehören die Art der erzeugten Stoßwellen, Energie- und Druckbereiche, Frequenzvariabilität, Applikatoren und vieles mehr.
Stoßwellenart: Radiale vs. fokussierte Stoßwellen
Die grundlegende Unterscheidung bei Stoßwellengeräten liegt in der Art der erzeugten Welle:
- Radiale Stoßwellen (RSW)
- Erzeugung durch pneumatischen Druck oder ballistische Mechanismen.
- Die Welle breitet sich fächerförmig aus und verliert mit der Eindringtiefe an Intensität.
- Eindringtiefe: bis ca. 4–5 cm (je nach Energie- und Druckeinstellung).
- Vorteile: Großflächige Wirkung, gut für oberflächliche Weichteil- und Muskelbehandlungen.
- Nachteile: Begrenzte Präzision, weniger geeignet für tiefliegende Strukturen.
- Typische Anwendungen: Muskelverspannungen, Triggerpunkte, Sehnenentzündungen.
- Fokussierte Stoßwellen (FSW)
- Erzeugung durch piezoelektrische, elektromagnetische oder elektrohydraulische Mechanismen.
- Die Stoßwelle wird an einem definierten Punkt im Gewebe gebündelt (fokussiert).
- Eindringtiefe: bis zu 12,5 cm (je nach Energieflussdichte und Applikator).
- Vorteile: Präzise Behandlung tiefer Gewebeschichten, hohe Energieeinwirkung auf definierten Bereich.
- Nachteile: Höhere Anschaffungskosten, meist stationäre Geräte.
- Typische Anwendungen: Knochenheilung, tiefliegende Sehnenverletzungen, Arthrosebehandlungen.
Technische Parameter und Einstellmöglichkeiten
- Energielevel: Einstellbare Energieflussdichte (mJ/mm²)
- Radiale Geräte: 0,01–0,5 mJ/mm² (eher niedrigere Energiedichten, breitflächige Wirkung).
- Fokussierte Geräte: 0,01–1,2 mJ/mm² (höhere Energiedichten für tiefe Strukturen).
- Hochenergetische Modelle können für spezifische Anwendungen höhere Werte bieten.
- Frequenzbereich (Hz)
- Je nach Modell: 1–20 Hz, einige Hochleistungsgeräte bieten bis zu 25 Hz.
- Höhere Frequenzen ermöglichen schnellere Impulsfolgen für intensivere Behandlungen.
- Niedrige Frequenzen für gezielte Anwendungen mit tiefem Eindringen.
- Druckbereich (nur bei radialen Geräten, Bar)
- Pneumatische/ballistische Systeme arbeiten mit einstellbarem Luftdruck: 1–5 Bar.
- Höherer Druck erhöht die Energie des erzeugten Stoßimpulses.
- Eindringtiefe je nach Wellenart und Energieeinstellung
- Radiale Stoßwellen: max. 4–5 cm (Oberflächen- und Weichteilanwendungen).
- Fokussierte Stoßwellen: bis zu 12 cm, abhängig von Energieflussdichte und Applikator.
- Impulszahl (maximale Impulse pro Behandlung)
- Geräte bieten zwischen 1000–5000 Impulsen pro Sitzung, je nach Behandlungsbedarf.
- Manche Modelle ermöglichen automatische Impulssequenzen für optimierte Therapieabläufe.
Ergonomie und Bedienung
- Applikatoren: Verschiedene Aufsätze für unterschiedliche Gewebearten
- Austauschbare Köpfe für unterschiedliche Tiefen- und Flächenbehandlungen.
- Flache Aufsätze für oberflächliche Muskeln, fokussierte Spitzen für tiefe Strukturen.
- Spezialaufsätze für knöcherne Bereiche oder Triggerpunkt-Therapie.
- Bedienung: Steuerung per Touchscreen, Tasten oder App-Anbindung
- Hochwertige Geräte bieten Touchscreens mit interaktiver Menüführung.
- Einfachere Modelle haben Tastensteuerung mit festgelegten Programmen.
- Moderne Systeme können über Apps oder Bluetooth gesteuert werden.
- Programmierbarkeit: Voreingestellte vs. individuelle Programme
- Standardisierte Programme für häufige Anwendungen (z. B. Sehnenverletzungen, Arthrose).
- Frei anpassbare Parameter für spezialisierte Behandlungen.
Mobilität, Bauweise und Gewicht
- Stationäre Systeme:
- Leistungsfähiger, höhere Energielevel, oft fokussierte Stoßwellen.
- Größere Menüvielfalt, oft wassergekühlte Technologie.
- Tragbare Geräte:
- Ideal für mobile Tierärzte oder Behandlungen außerhalb der Praxis.
- Kleinere Energielevel, meist radial arbeitend.
- Gewicht und Größe
- Handgeräte: 1–3 kg (leicht, transportabel, meist radial).
- Mittlere Modelle: 5–15 kg (kompakt, aber stationär nutzbar).
- Große Standgeräte: 20–50 kg (höchste Leistung, oft mit fahrbarem Gestell).
Weitere technische Merkmale
- Kühlungssysteme: Luft- vs. wassergekühlt
- Luftgekühlte Systeme: Leichter, wartungsärmer, üblicherweise radial.
- Wassergekühlte Systeme: Höhere Leistung, langlebiger, häufig fokussiert.
- Lautstärke während der Anwendung
- Radiale Systeme oft lauter (mechanische Impulsgebung).
- Fokussierte Systeme leiser (elektromagnetische Erzeugung).
- Sicherheitsfunktionen
- Überhitzungsschutz: Automatische Abschaltung bei Überlastung.
- Druck- und Energieüberwachung: Vermeidung von Gewebeschäden.
Anwendungsbereiche in der Veterinärmedizin
- Orthopädie: Arthrose, Sehnen- und Bänderverletzungen.
- Physiotherapie: Muskelverspannungen, Triggerpunkte.
- Regenerative Medizin: Wundheilung, Frakturheilung.
Zulassungen und Qualitätsstandards
- CE-Kennzeichnung: Pflicht für medizinische Anwendungen in Europa.
Wie teuer ist ein Vet-Stoßwellengerät?
Die Kosten für ein Stoßwellengerät in der Veterinärmedizin variieren stark und hängen von mehreren Faktoren ab, darunter die Stoßwellentechnologie (radial oder fokussiert), die Leistungsfähigkeit, Zusatzfunktionen und der Hersteller. Während einfache Geräte bereits für wenige tausend Euro erhältlich sind, können hochspezialisierte Modelle über 30.000 Euro kosten.
Gerätekategorie | Preisspanne | Merkmale |
Einstiegsmodelle (radial, mobil) | 3.000–7.000 € |
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Mittelklasse (radial & fokussiert, stationär oder mobil) | 10.000–25.000 € |
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Hochleistungsgeräte (fokussiert, wassergekühlt, Klinik-Standard) | ab 30.000 € |
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Weitere Kosten: Zubehör & Wartung
Neben dem Anschaffungspreis fallen oft zusätzliche Kosten für Zubehör, Wartung, Verbrauchsmaterialien und ggf. Reparatur an:
Zusätzliche Kosten | Preisspanne | Merkmale |
Applikatoren / Handstücke | 200–1.500 € pro Stück | Verschiedene Aufsätze für unterschiedliche Gewebetiefen und Behandlungsformen. |
Gel & Verbrauchsmaterialien | 10–50 € pro Liter | Kontaktgel zur verbesserten Übertragung der Stoßwellen. |
Transportkoffer für mobile Geräte | 200–800 € | Robuste Koffer für den sicheren Transport. |
Wartung & Serviceverträge | 500–2.000 € pro Jahr | Regelmäßige Wartung, Software-Updates, ggf. Reparaturen. |
Da Stoßwellengeräte eine große Investition darstellen, bieten einige Händler, so auch Medizinio, Finanzierungs- oder Mietoptionen für Medizintechnik an:
- Leasing: Monatliche Ratenzahlung (z. B. 100–500 € pro Monat je nach Modell).
- Mietkauf: Gerät wird nach einer bestimmten Mietzeit in das Eigentum übernommen.
- Gebrauchtkauf: Hochwertige Geräte können als Gebrauchtmodelle 30–50 % günstiger sein.
Vet-Stoßwellengeräte im Vergleich
Hersteller | Stoßwellengerät | Typ | Tiefe Fokuszone | Besonderheiten |
BTL Medizintechnik | BTL-6000 Fokussierte Stoßwelle | Fokussiert |
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BTL-6000 SWT Easy | Radial |
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BTL-6000 SWT Topline | Radial |
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Storz Medical | DUOLITH SD1 T-TOP VET »ultra« | Fokussiert |
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MASTERPULS MP100 VET »ultra« | Radial |
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Elvation Medical | PIEZOWAVE² VET | Fokussiert |
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Likamed | LiKAWAVE® VARIO vet | Flächenfokus (“Wide Focus”) |
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