Gewebedoppler (TDI): GOÄ-Abrechnung und mehr

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Was ist ein Gewebedoppler?

Ein Gewebedoppler, auch bekannt als Tissue Doppler Imaging (TDI), ist eine spezialisierte Ultraschalltechnik, die sich auf die Messung der Geschwindigkeit von Herzgeweben konzentriert, insbesondere auf die Bewegungen der Herzmuskelwände. Dieses Bildgebungsverfahren ist ein integraler Bestandteil moderner Kardiologie-Ultraschallsysteme und spielt eine entscheidende Rolle in der kardiovaskulären Dopplersonografie.

Diese Technologie ermöglicht es Ärzten, die Bewegungen der Herzwand und anderer Gewebe in Echtzeit zu visualisieren und zu quantifizieren. Durch die Analyse der Geschwindigkeit, mit der sich das Gewebe bewegt, können Ärzte wertvolle Einblicke in die Funktion des Herzens und anderer Organe gewinnen. Der Gewebedoppler ist besonders nützlich für die Diagnose von Herzfunktionsstörungen, da er detaillierte Informationen über die diastolische Funktion – also die Fähigkeit des Herzens, sich zu entspannen und mit Blut zu füllen – liefert.

Die Technik basiert auf dem Doppler-Effekt, der die Veränderung der Frequenz von Wellen beschreibt, die sich relativ zum Beobachter bewegen. Im medizinischen Kontext wird dieser Effekt genutzt, um die Bewegung von Geweben im Körper zu messen. Der Gewebedoppler sendet Ultraschallwellen aus, die vom Gewebe reflektiert werden. Die Frequenzänderungen dieser reflektierten Wellen werden dann analysiert, um die Geschwindigkeit und Richtung der Gewebebewegung zu bestimmen.

Unterschied zwischen Blutfluss-Doppler und Gewebedoppler

Der wesentliche Unterschied zwischen dem Blutfluss-Doppler und dem Gewebedoppler liegt in ihrem jeweiligen Anwendungsbereich und den spezifischen Bewegungen, die sie messen. Beide Techniken nutzen den Doppler-Effekt, um Informationen über Bewegungen im Körper zu gewinnen, unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Zielsetzung und den daraus resultierenden diagnostischen Möglichkeiten.

Der Blutfluss-Doppler (Doppler-Echokardiographie) wird primär eingesetzt, um den Blutfluss durch die Herzklappen und in den großen Gefäßen zu beurteilen. Sie misst die Geschwindigkeit und Richtung des Blutflusses und kann dabei helfen, Abnormalitäten wie Turbulenzen oder Rückflüsse zu identifizieren, die auf Probleme mit den Herzklappen oder anderen Strukturen im Herzen hinweisen. Der Blutfluss-Doppler ist besonders wertvoll für die Diagnose von Erkrankungen wie Herzklappenfehlern, Stenosen (Verengungen) oder Insuffizienzen (undichte Klappen).

Im Gegensatz dazu fokussiert sich der Gewebedoppler auf die Bewegung des Herzmuskels (Myokard) und anderer Gewebe, nicht auf den Blutfluss. Diese Technik misst die Geschwindigkeit, mit der sich das Gewebe bewegt, und liefert damit präzise Informationen über die Herzfunktion, insbesondere über die diastolische Funktion – die Fähigkeit des Herzens, sich zu entspannen und effizient mit Blut zu füllen. Der Gewebedoppler kann somit subtile Veränderungen in der Bewegung der Herzwand detektieren, die auf frühe Stadien von Herzfunktionsstörungen hinweisen können, noch bevor andere Symptome sichtbar werden.

Abrechnung des Gewebedopplers und Speckle-Tracking nach GOÄ

Die Abrechnung der Gewebedoppler-Technik nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) gestaltet sich aufgrund der fehlenden spezifischen Gebührenpositionen für diese technologischen Neuerungen als komplex. Da der Teilabschnitt C VI zu sonografischen Leistungen, der zuletzt Ende 1995 aktualisiert wurde, keine direkten Positionen für Gewebedoppler oder Speckle-Tracking-Verfahren enthält, ist eine analoge Bewertung gemäß § 6 Abs. 2 GOÄ erforderlich. Diese Regelung erlaubt die Abrechnung nach Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertiger Leistungen des Gebührenverzeichnisses.

Für die Abrechnung des Gewebedoppler-Verfahrens bei Echokardiografien empfiehlt die Bundesärztekammer, analog zur Nummer 5140 GOÄ für „Brustorgane, Übersicht im Mittelformat“ vorzugehen. Diese Position ist mit 100 Punkten bewertet, und die Gebühr variiert je nach angesetztem Steigerungsfaktor (1,0-/1,8-/2,5-fachen Satz) zwischen 5,83 € und 14,57 €.

Für das Speckle-Tracking-Verfahren bei Echokardiografien, eventuell inklusive 3-D-Darstellung, wird eine Abrechnung analog zur Nummer 5139 GOÄ für „Teil der Brustorgane“ befürwortet. Diese Position weist 180 Punkte auf, mit einer Gebühr, die je nach Steigerungsfaktor zwischen 10,49 Euro und 26,23 Euro liegt.

Es ist möglich, die Zuschläge für beide Verfahren (Speckle-Tracking analog Nummer 5139 und Gewebedoppler analog Nummer 5140 GOÄ) nebeneinander in einer Sitzung abzurechnen. Dabei muss die medizinische Begründung für die (zusätzliche) Berechnung des Speckle-Tracking-Verfahrens in der Rechnung explizit dargelegt werden. Für Speckle Tracking mit ergänzender 3-D-Darstellung darf die Zuschlagsposition nach Nummer 5121 GOÄ für 3D-/4D-Ultraschalluntersuchungen nicht zusätzlich angesetzt werden. Stattdessen kann ein durch die 3D-Darstellung bedingter erhöhter Aufwand bei der Wahl des Steigerungsfaktors berücksichtigt werden.

Leistungsbeschreibung GOÄ-Ziffer Punktzahl Einfachsatz Regelhöchstsatz Höchstsatz
Brustorgane, Übersicht im Mittelformat 5140 100 5,83 € 10,49 € 14,57 €
Teil der Brustorgane 5139 180 10,49 € 18,89 € 26,23 €
ergänzende Ebene(n) 5121 140 8,16 € 14,69 € 20,40 €
Gewebedoppler- und Speckle-Tracking-Abrechnung nach GOÄ.

Speckle Tracking Echokardiographie (STE) ist eine innovative Ultraschalltechnik in der Echokardiographie, die die Bewegung und Deformation (Strain) des Herzmuskels durch das Verfolgen von „Speckles“ analysiert. Diese Speckles sind natürliche, akustische Markierungen im Herzmuskelgewebe, die als feine, körnige Muster in Ultraschallbildern erscheinen. STE ermöglicht eine detaillierte Beurteilung der Herzfunktion, indem es die Bewegungen dieser Speckles über den Herzzyklus hinweg verfolgt, um Informationen über die Bewegung, Verdickung und Dehnung des Herzmuskels in verschiedenen Richtungen zu liefern.

Technische Funktionsweise und Anwendungsbereiche

Anwendungsgebiete des Gewebedopplers

Kardiologie: Diagnose von Herzfunktionsstörungen

Die Tissue Doppler Echokardiographie eröffnet neue diagnostische Möglichkeiten in der kardiovaskulären Bildgebung, indem sie die Geschwindigkeit und Richtung der Myokardbewegung in Echtzeit misst. Diese Technik ermöglicht eine detaillierte Analyse der Herzleistung und myokardialen Funktion, die weit über die Möglichkeiten der traditionellen Echokardiographie hinausgeht, insbesondere bei der Bewertung der Herzgesundheit.

Systolische Funktion: Die systolische Phase des Herzzyklus, in der sich das Herz zusammenzieht und Blut in den Kreislauf pumpt, kann mit dem Gewebedoppler präzise bewertet werden. Die Messung der Geschwindigkeit, mit der sich spezifische Teile des Myokards bewegen, ermöglicht die Beurteilung der Kontraktilität und somit der Pumpfunktion des Herzens. Dies ist besonders wichtig bei der Diagnose von systolischer Herzinsuffizienz und bei der Beurteilung der Effektivität von therapeutischen Maßnahmen.

Diastolische Funktion: Die diastolische Funktion, also die Fähigkeit des Herzens, sich zu entspannen und mit Blut zu füllen, ist entscheidend für eine effiziente Herzfunktion. Der Gewebedoppler ermöglicht eine genaue Analyse der diastolischen Bewegungen des Myokards und kann somit frühzeitig Anzeichen einer diastolischen Dysfunktion erkennen. Diese Informationen sind von unschätzbarem Wert bei der Diagnose von Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF), einer Erkrankung, die traditionell schwer zu diagnostizieren ist.

Regionale Wandbewegungsstörungen: Der Gewebedoppler ist zudem in der Lage, regionale Wandbewegungsstörungen zu identifizieren, die auf eine ischämische Herzerkrankung oder auf Myokardschäden nach einem Herzinfarkt hinweisen können. Durch die Lokalisierung und Quantifizierung der betroffenen Bereiche können gezielte therapeutische Strategien entwickelt werden.

Gewebedoppler-Echokardiographie des Mitralanulus
Gewebedoppler-Echokardiographie des Mitralanulus (Mitralring) mit nahezu normaler systolischer Funktion. Aufnahme von Pr Albert A. HAGEGE, University René Descartes, Paris, France | Pr Albert A. HAGEGE, University René Descartes, Paris, France. via wikimedia.org (CC BY 2.0 DEED)

Im Rahmen der Myokard-Doppler-Echokardiographie ist die Anwendung von Farb-Doppler (bzw. cTDI, color Tissue Doppler Imaging) oder PW-Doppler (bzw. pulsed-wave Tissue Doppler Imaging, pwTDI) möglich:

  • Farb-Doppler
    • gleichzeitige Erfassung der mittleren Geschwindigkeit aller Gewebsstrukturen, insbesondere Erfassung der Myokardbewegung in allen Myokardwänden möglich
    • on-line und off-line Analyse mit gleichzeitiger ERfassung aller Geschwindigkeiten möglich
  • PW-Doppler
    • Messung der maximalen Geschwindigkeit in einzelnen Gewebsregionen möglich, insbesondere in segmentalen Abschnitten jeder Myokardwand
    • Erfassung der systolischen Myokardbewegungsgeschwindigkeit sowie der frühdiastolischen und der spätdiastolischen Myokardbewegungsgeschwindigkeit
    • lokale Erfassung der Geschwindigkeit (präzisere Messung im Vergleich zum Farb-Doppler)
    • on-line-Darstellung der Geschwindigkeit auf dem Bildschirm
    • gut geeignet zur Verlaufskontrolle bei LV-Wandbewegungsstörungen

Radiologie: Beurteilung von Gewebe- und Organbewegungen

  • Lebererkrankungen: Der Gewebedoppler hat sich als besonders wertvoll in der Diagnostik von Lebererkrankungen erwiesen. Durch die Messung der Gewebeelastizität können Fibrosen und Zirrhosen frühzeitig erkannt werden. Diese Technik ermöglicht eine nicht-invasive Beurteilung, die traditionelle Methoden wie die Leberbiopsie ergänzen oder in bestimmten Fällen sogar ersetzen kann.
  • Nierenerkrankungen: Die Beurteilung der Nierenfunktion und der Nierendurchblutung ist ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet. Der Gewebedoppler kann helfen, Veränderungen in der Nierenperfusion frühzeitig zu erkennen, was für die Diagnose und das Management von akuten und chronischen Nierenerkrankungen von Bedeutung ist.
  • Tumordiagnostik: In der Onkologie ermöglicht der Gewebedoppler eine differenzierte Beurteilung von Tumoren und Metastasen. Durch die Analyse der Gewebebewegung und -elastizität können maligne von benignen Läsionen unterschieden und somit wertvolle Informationen für die Therapieplanung bereitgestellt werden.

Gynäkologie und Geburtshilfe: Überwachung der fetalen Gesundheit

  • Beurteilung der fetalen Herzfunktion: Der Gewebedoppler erlaubt eine detaillierte Analyse der fetalen Herzfunktion, indem er die Bewegungen der Herzwand und der Herzklappen misst. Diese Informationen sind entscheidend für die Erkennung von Herzfunktionsstörungen oder kongenitalen Herzfehlern. Durch die frühzeitige Diagnose solcher Anomalien können entsprechende Maßnahmen geplant und die Überwachungsstrategien angepasst werden.
  • Erkennung von Wachstumsrestriktionen: Intrauterine Wachstumsrestriktionen (IUGR) können mit Hilfe des Gewebedopplers durch die Beurteilung der Blutflussmuster in der Nabelschnur und im fetalen Kreislaufsystem identifiziert werden. Veränderungen in diesen Mustern können auf eine unzureichende Versorgung des Fetus hinweisen, was eine engmaschige Überwachung und gegebenenfalls eine frühere Entbindung erforderlich machen kann.
  • Überwachung der Plazentafunktion: Der Gewebedoppler kann auch zur Beurteilung der Plazentafunktion herangezogen werden, indem er die Blutflussmuster zwischen Plazenta und Fötus analysiert. Anomalien in diesen Mustern können auf Plazentainsuffizienz hinweisen, ein Zustand, der das Risiko für verschiedene Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt erhöht.
  • Präeklampsie und andere schwangerschaftsinduzierte Hypertonie-Zustände: Der Gewebedoppler trägt zur Diagnose und Überwachung von Präeklampsie bei, indem er die uteroplazentaren und fetalen Blutflussmuster untersucht. Veränderungen in diesen Mustern können frühzeitig auf das Risiko einer Präeklampsie hinweisen, was eine intensivere Überwachung und Managementstrategien zur Minimierung der Risiken für Mutter und Kind ermöglicht.

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Quellen:

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Autor: Nils Buske, zuletzt aktualisiert am