Notfalltraining in der Arztpraxis

Was ist ein Notfalltraining?

​Ein Notfalltraining in der Arztpraxis ist eine speziell konzipierte Schulung für das gesamte Praxisteam, die darauf abzielt, die Mitarbeitenden auf medizinische Notfallsituationen und die Anwendung von Erste-Hilfe-Maßnahmen vorzubereiten. Das Hauptziel besteht darin, die Handlungskompetenz und das Selbstvertrauen des Teams zu stärken, um im Ernstfall schnell und effektiv reagieren zu können. Dies umfasst sowohl theoretische Kenntnisse als auch praktische Fertigkeiten, die für die Erstversorgung von Patienten oder Mitarbeitern bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bzw. des Notarztes erforderlich sind. Durch regelmäßige Notfalltrainings wird sichergestellt, dass alle Teammitglieder mit den aktuellen Notfallprotokollen vertraut sind und die Abläufe als sichere Routine beherrschen. Dies hilft, Notfallsituationen souverän zu bewältigen und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Wie oft muss ein Notfalltraining in einer Praxis durchgeführt werden?

​Die Häufigkeit von Notfalltrainings in Arztpraxen ist gesetzlich nicht genau festgelegt. Dennoch empfehlen Fachverbände, wie z.B. die Kassenärztliche Bundesvereinigung, solche Schulungen jährlich durchzuführen, um die Handlungssicherheit des Praxisteams in Notfallsituationen zu gewährleisten. Letztendlich sollte die Entscheidung über die Frequenz unter Berücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten der Praxis, wie Teamgröße, Patientenspektrum und individuelle Risikofaktoren, getroffen werden.​ 

Welche Inhalte umfasst ein Notfalltraining für medizinisches Personal?

Die Trainingsinhalte des Notfalltrainings orientieren sich an medizinischen Leitlinien wie z.B. die des European Resuscitation Council (ERC) und werden praxisnah vermittelt.​

Kerninhalte eines Notfalltrainings:

  • Basismaßnahmen der Reanimation (Basic Life Support): Dazu gehören Herzdruckmassage, Beatmungstechniken und der Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED). ​
  • Atemwegsmanagement: Techniken zur Sicherung der Atemwege, wie die Anwendung von Beatmungsbeuteln oder supraglottischen Atemwegshilfen. ​
  • Umgang mit spezifischen Notfallsituationen: Erkennung und Erstversorgung von Notfallpatienten bei Herzinfarkt, Schlaganfall, Anaphylaxie, Krampfanfällen, Unterzuckerung und anderen kritischen Zuständen – inklusive der richtigen Auswahl und Anwendung von Notfallmedikamenten.
  • Praktische Übungen: Durchführung von realitätsnahen Szenarien, um die Teamkoordination und die Anwendung der erlernten Maßnahmen zu festigen. ​
  • Überprüfung und Handhabung des Notfallequipments: Einweisung in die Nutzung vorhandener Notfallausrüstung und Sicherstellung ihrer Funktionsfähigkeit. ​

Wer muss in der Arztpraxis an einem Notfalltraining teilnehmen?

​In einer Arztpraxis kann ein medizinischer Notfall jederzeit auftreten. Daher ist es entscheidend, dass alle Mitarbeitenden wissen, wie sie in solchen Situationen angemessen reagieren. Ein umfassendes Praxistraining sollte daher das gesamte Praxisteam einbeziehen.

Teilnehmerkreis eines Notfalltrainings:

  • Ärztliches Personal: Ärzte tragen die Hauptverantwortung für die medizinische Versorgung und sollten daher in Notfallmaßnahmen besonders geschult sein.​
  • Medizinische Fachangestellte (MFA): Als erste Ansprechpartner für Patienten spielen MFAs eine zentrale Rolle bei der Erkennung und Erstversorgung von Notfällen.​
  • Empfangs- und Verwaltungspersonal: Auch Mitarbeitende ohne medizinische Ausbildung können in Notfallsituationen unterstützend tätig werden, beispielsweise durch das Absetzen eines Notrufs oder das Bereitstellen von Notfallausrüstung.​
  • Auszubildende und Praktikanten: Frühzeitige Schulungen fördern die Sicherheit und Integration neuer Teammitglieder in Notfallprozesse.

Gibt es gesetzliche Vorschriften für Notfalltrainings in Arztpraxen?

Vertragsärztliche, vertragszahnärztliche und psychotherapeutische Praxen sowie medizinische Versorgungszentren sind verpflichtet, ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement (QM) zu implementieren. Die Qualitätsmanagement-Richtlinie (QM-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) legt hierfür verbindliche Anforderungen fest. Gemäß dieser Richtlinie müssen Praxen eine dem Patienten- und Leistungsspektrum entsprechende Notfallausstattung sowie eine Notfallkompetenz vorhalten, die durch regelmäßiges Notfalltraining – als zentralem Bestandteil des Notfallmanagements – aktualisiert wird. Zudem muss das Personal darin geschult sein, Notfallsituationen zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Was sind häufige Notfallsituationen in der Arztpraxis?

In Arztpraxen können trotz geplanter Abläufe unerwartete medizinische Notfälle auftreten. Umso wichtiger ist es, dass das Praxisteam solche Situationen frühzeitig erkennt und angemessen darauf reagiert – denn jede Minute zählt. Die häufigsten Notfälle in der ambulanten Versorgung umfassen:

  • Herz-Kreislauf-Notfälle: Akute Ereignisse wie Herzinfarkte, plötzlicher Herzstillstand oder schwere Herzrhythmusstörungen erfordern sofortige Maßnahmen wie Reanimation und den Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED). ​
  • Schlaganfall: Plötzliche neurologische Ausfälle, wie Sprachstörungen, Lähmungen oder Bewusstseinsveränderungen, deuten auf einen Schlaganfall hin. Schnelles Handeln ist entscheidend, um bleibende Schäden zu minimieren.​
  • Anaphylaktische Reaktionen: Schwere allergische Reaktionen, beispielsweise auf Medikamente oder Insektenstiche, können zu Atemnot, Kreislaufversagen und Bewusstlosigkeit führen. Die sofortige Verabreichung von Adrenalin ist lebensrettend. ​
  • Atemnot: Akute Atembeschwerden, etwa durch Asthmaanfälle oder andere Ursachen, erfordern rasches Eingreifen, um die Atmung zu stabilisieren und Komplikationen zu verhindern.​
  • Hypoglykämie: Ein starker Abfall des Blutzuckerspiegels, insbesondere bei Diabetikern, kann zu Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfällen führen. In solchen Fällen muss unverzüglich Glukose verabreicht werden.
  • Krampfanfälle: Plötzliche, unkontrollierte Muskelaktivitäten können verschiedene Ursachen haben. Während eines Anfalls ist es wichtig, Verletzungen zu vermeiden und nach dem Anfall die Vitalfunktionen zu überwachen.

Was kostet ein Notfalltraining für die Arztpraxis in der Regel?

Die Kosten für ein Notfalltraining in der Arztpraxis variieren je nach Anbieter, Teilnehmerzahl, Trainingsdauer und individuellen Anforderungen. In der Regel bewegen sich die Preise für ein praxisinternes Gruppentraining zwischen etwa 300 € und 900 € pro Kurs.​

Zusätzliche Kosten können beispielsweise für die Anfahrt oder zusätzliche Teilnehmer anfallen.

Wer bietet Notfalltrainings für Praxisteams an?

​Notfalltrainings für Praxisteams werden in Deutschland sowohl von etablierten Hilfsorganisationen als auch von spezialisierten privaten Anbietern durchgeführt. Diese Vielfalt ermöglicht es medizinischen Einrichtungen, Schulungen auszuwählen, die ihren spezifischen Anforderungen und Präferenzen entsprechen. Beispielhafte Anbieter von Notfalltrainings sind: 

  • Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
  • Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)
  • Ärztekammern (der jeweiligen Bundesländer)
  • MEDINSTRUKT
  • NotSim 

Welche Qualifikationen haben Anbieter von Notfalltrainings?

​Anbieter von Notfalltrainings für medizinisches Personal verfügen in der Regel über fundierte Qualifikationen und praktische Erfahrungen, um effektive Schulungen durchzuführen. Diese können je nach Anbieter variieren, umfassen jedoch typischerweise:

  • Medizinische Fachausbildung: Viele Kursleiter sind ausgebildete Notfallsanitäter, Rettungsassistenten oder verfügen über eine vergleichbare Qualifikation in der Notfallmedizin. Beispielsweise setzen Anbieter wie mebino auf Ausbilder mit rettungsdienstlicher Qualifikation, die ihre praktischen Erfahrungen in die Fortbildungen einbringen. ​
  • Pädagogische Zusatzqualifikationen: Neben der medizinischen Ausbildung besitzen viele Kursleiter auch pädagogische Qualifikationen, um die Inhalte effektiv zu vermitteln.

FAQ

Gibt es Online-Kurse für Notfalltraining in der Arztpraxis?

Ja, es gibt Online-Kurse für Notfalltrainings in der Arztpraxis. Je nach Anbieter findet der praktische Teil entweder virtuell mit einer zuvor an Sie gesendeten Trainingspuppe statt oder wird direkt in Ihrer Praxis durchgeführt.

Welche Materialien oder Zertifikate erhält man nach dem Training?

​Nach einem Notfalltraining erhalten Teilnehmer in der Regel eine persönliche Teilnahmebescheinigung, die Praxis erhält ein Zertifikat zur Dokumentation im Qualitätsmanagement, und für Ärzte können Fortbildungspunkte (CME) bei der zuständigen Ärztekammer beantragt werden.

Wie unterscheidet sich ein Inhouse-Notfalltraining von externen Schulungen?

Ein Inhouse-Notfalltraining findet direkt in der Praxis statt, ist individuell auf das Team und die räumlichen Gegebenheiten zugeschnitten und fördert die Teamarbeit, während externe Schulungen in Schulungszentren stattfinden, standardisierte Inhalte bieten und den Austausch mit Teilnehmern anderer Einrichtungen ermöglichen.

Klicken Sie, um diese Webseite zu bewerten!
[Anzahl Bewertungen: 1 Durchschnittliche Bewertung: 5]

Autor: Dennis Hartmann, zuletzt aktualisiert am